Lumbale transkutane Rückenmarkstimulation

Neuro-Depesche 5-6/2021

Spastik verringert und Gehfähigkeit verbessert

Spastische Beschwerden der unteren Extremität und resultierende Gehbeeinträchtigungen sind bei MS-Patienten häufig. Jetzt erwies sich die bei Rückenmarksverletzten erfolgreich eingesetzte transkutane Rückenmarkstimulation (tSCS) in einer kleinen Studie auch bei Patienten mit progredienten Verläufen als wirksam. Was bessert sich, wie lange hält die Wirkung an?
Eingeschlossen wurden 16 Patienten (neun Frauen) im Durchschnittsalter von 56,1 Jahren mit einer primären oder sekundär progressiven MS. Die durchschnittliche Krankheitsdauer betrug 19,1 Jahre, die EDSS-Werte lagen zwischen 3,5 und 8,5, fünf Patienten waren nicht gehfähig.
Alle unterzogen sich einer 30-minütigen lumbalen tSCS mit 50 Hz (durchschnittliche Amplitude 47,6 mA). Es erfolgte eine umfassende Bewertung der Spastik, der Gehfähigkeit und der Haltungsbzw. Rumpfkontrolle sowie der manuellen Geschicklichkeit nach zwei und 24 Stunden .
 
Über bis zu 24 Sunden wirksam
Muskelkrämpfe, Klonusdauer und die gesteigerten Dehnungsreflexe waren nach der lumbalen tSCS 2 h lang reduziert. Die Muskelhypertonie der unteren Extremitäten nach der Modified Ashworth Scale (MAS) war nach 2 h und anhaltend über 24 h nach der Intervention auf einem verbesserten Niveau. Die Gehfähigkeit, einschließlich Gehgeschwindigkeit und -ausdauer, war 2 h nach der tSCS signifikant verbessert – und nach 24 h auf den Ausgangswert zurückgekehrt. Die Haltungsschwankung während des normalen Stehens mit offenen Augen war nach der Stimulation 2 h lang verringert.
In der manuellen Geschicklichkeit und der Rumpfkontrolle bewirkte die tSCS keine signifikanten Änderungen. Die Stimulation wurde von den Patienten gut toleriert und vertragen – in Übereinstimmung mit früheren Studien traten keine relevanten Nebenwirkungen auf. HL
Fazit
In dieser kleinen Studie reduzierte die lumbale transkutane SCS bei PPMS- bzw. SPMS-Patienten die Beinspastik und die Gangprobleme. Die nicht-invasive Methode könnte im gesamten Behinderungsspektrum einen erheblichen klinischen Nutzen haben.
Quelle: Hofstoetter US et al.: Transcutaneous spinal cord stimulation enhances walking performance and reduces spasticity in individuals with Multiple Sclerosis. Brain Sci 2021; 11(4): 472 [Epub 8. April; doi: 10.3390/brainsci11040472
ICD-Codes: R25.2

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