Wenn Eltern ihre Kinder positiv sehen

Neuro-Depesche 10/2015

Später deutlich seltener psychisch krank

Am britischen Royal College of Psychiatrists wurde untersucht, ob bzw. inwieweit die Wahrnehmung positiver Eigenschaften der Kinder durch die Eltern das spätere Risiko für psychiatrische Symptome bzw. Erkrankungen beeinflusst.

Jahre) wurden deren positive Eigenschaften im Elternurteil mit dem Youth Strengths Inventory (YSI) erfasst. Die Psychopathologie wurde zweimal über drei Jahre mit dem Development and Well-Being Assessment (DAWBA) und einem Problem-Score nach dem Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) festgestellt.
Die YSI-Werte zeigten eine stabile, mittlere bis hohe Korrelation mit der Psychopathologie – sowohl in der Querschnitt- als auch der Längsschnittbetrachtung. Mit signifikanter Korrelation (je p < 0,001) erklärten positive Eigenschaften der Kinder in der Elternwahrnehmung in der Pfadanalyse einen hohen Teil der Varianz von jeglichen psychiatrischen Erkrankungen (R2 = 0,29) sowie von externalisierenden (R2 = 0,32) und – jedoch in schwächerem Ausmaß – internalisierenden Störungen (R2 = 0,19) nach drei Jahren.
Adjustiert auf Variablen wie initiale psychiatrische Symptome, soziökonomische und andere Familienmerkmale etc. zeigten Kinder mit anfänglich hohen YSI-Werten zu beiden Follow-up- Zeitpunkten weniger psychiatrische Probleme: Bei ihnen war die Wahrscheinlichkeit für jegliche, externalisierende bzw. internalisierende Störungen um 40%, 45% bzw. 27% verringert (adj. Odds Ratio: 0,60, 0,55 bzw. 0,73). Reduziert war auch ihre Wahrscheinlichkeit für einen (neuen) Psychiatriekontakt um 17% (OR: 0,83) und einen „Polizeikontakt“ um 25% (OR: 0,75).
Das detaillierte Matching (Propensity) der Gruppen mit initial hohem und niedrigem YSI-Wert ergab ebenfalls, dass von den Eltern wahrgenommene positive Eigenschaften der Kinder die Wahrscheinlichkeit für eine spätere psychiatrische Erkrankung erheblich verringerten (Effektgröße nach Cohen’s d: 0,25; p < 0,001). JL
Quelle:

Vidal-Ribas P et al.: Positive attributes in children and reduced risk of future psychopathology. Br J Psychiatry 2015; 206(1): 17-25

ICD-Codes: F99

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