Geschütztes Medizinpersonal unter Stress

COVID-19 und die Folgen bei HCWs

Praxis-Depesche 11/2021

Soziale Unterstützung reduziert psychische Belastung

Eine Studie der Universität Bonn zeigt, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen (HCWs) durch die COVID-19-Pandemie schwer belastet waren – und noch sind. Mehr als 20 % der Befragten zeigten Depressionssymptome.
Die COVID-19-Pandemie hatte schwerwiegende nachteilige Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden der Beschäftigten im Gesundheitswesen (health care workers, HCWs). Folglich bestand die Notwendigkeit, gesundheitsfördernde Ressourcen zu ermitteln, um die psychologischen Auswirkungen der Pandemie auf diese Beschäftigtengruppe abzumildern. Eine Studie, basierend auf einer großen Online-Befragung an den Universitätskliniken Bonn, Erlangen, Ulm, Dresden und Köln von April bis Juli 2020, suchte Ressourcen, mit deren Hilfe die psychische Belastung in Zukunft reduziert werden kann. Befragt wurden neben dem ärztlichen Personal und den Pflegekräften auch zwei weitere Gruppen: die vergleichsweise kleine Zahl der Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Kliniken sowie die Medizinisch- technischen Angestellten (MTAs).
Ziel war es, den Zusammenhang von Kohärenzgefühl (sense of coherence, SOC), sozialer Unterstützung und Religiosität mit selbstberichteten psychischen Symptomen und der Zunahme der subjektiven Belastung während der COVID-19-Pandemie bei HCWs zu untersuchen. Gesundheitsfördernde Ressourcen wurden mit der Sense of Coherence Scale Short Form (SOC-3), dem ENRICHD Social Support Inventory (ESSI) und einem Tool zur Religiosität aus der Scale of Transpersonal Trust (TPV) erfasst. Angst- und Depressionssymptome wurden mit dem Patient Health Questionnaire-2 (PHQ-2) und dem Generalized Anxiety Disorder 2-item (GAD-2) gemessen. Die Zunahme der subjektiven Belastung durch die Pandemie wurde als retrospektive Differenz zwischen der Belastung während der Pandemie und vor der Pandemie bewertet. Jeweils mehr als 20 % der Befragten gaben Depressions- oder Angstsymptome in einem behandlungsbedürftigen Ausmaß an. In Regressionsanalysen wurde ein höherer SOC-Wert deutlich mit weniger Angst- und Depressionssymptomen in Verbindung gebracht. Eine höhere soziale Unterstützung war ebenfalls mit weniger schweren psychischen Symptomen verbunden, allerdings mit einer geringeren Effektgröße, während die Religiosität nur minimal oder gar nicht mit Angst oder Depression korrelierte. In der Berufsgruppenanalyse war der SOC-Wert in allen Gruppen negativ mit psychischen Symptomen assoziiert, während soziale Unterstützung nur bei Ärzten und MTAs signifikant mit psychischen Gesundheitsergebnissen korrelierte. AT
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