Es gibt einen Trend zur immer früheren MS-Diagnose, befeuert durch immer sensitivere MRT-Kriterien. Nun schlagen Londoner Neurologen vor, das etablierte Zeichen „Dissemination im Raum” nach McDonald 2010 für Patienten mit einem klinisch isolierten Syndrom (KIS) zu verändern.
In den McDonald-Kriterien 2010 erfüllt das Vorliegen von ≥ 1 hyperintensen T2-Läsion in 2 von 4 typischerweise von der Demyelination betroffenen anatomischen Regionen (periventrikulär, juxtakortikal, infratentoriell, spinal) die MRT-Evidenz für eine „Dissemination in Space“ (DIS). Doch wenn sich die Symptome der Patienten auf Hirnstamm/Zerebellum- oder Rückenmark[RM]-Läsionen beziehen, werden diese Läsionen (in der symptomatischen Region) nicht berücksichtigt. Die Frage ist, ob sich bei KIS-Patienten Unterschiede in der Vorhersage einer klinisch definitiven MS (CDMS) ergeben, wenn dabei alle entsprechenden Läsionen ausgeschlossen werden oder nur die symptomatischen.
Von 30 unbehandelten KIS-Patienten, die unter Symptomen von Hirnstamm/Zerebellumund RM-Läsionen litten, entwickelten 15 nach durchschnittlich 7,3 Jahren eine CDMS. Retrospektiv wurden an die Baseline-MRT-Scans die DIS-Kriterien nach McDonald 2010 angelegt. Die Ergebnisse wurden verglichen mit zwei Modifikationen: dem Einschluss von a) asymptomatischen Läsionen (z. B. Herd in der Kleinhirn-Hemisphäre bei einem Patienten mit bilateraler internukleärer Ophthalmoplegie) und b) jeglichen Läsionen in der symptomatischen Region (z. B. jede RM-Läsion bei Patienten mit einer Rückenmarksymptomatik).
Für die CDMS-Prädiktion anhand der McDonald- DIS-Kriterien 2010 versus die um den Einschluss asymptomatischer Läsionen in der symptomatischen Region erweiterten DIS-Kriterien ergaben sich eine Sensitivität von 73% vs. 80%, eine Spezifität von 73% vs. 73% und eine Genauigkeit von 73% vs. 77%. Wurde jedoch jegliche Läsion in der symptomatischen Region gewertet, fielen die Ergebnisse mit einer Sensitivität von 87%, einer Spezifität von 73% und einer Genauigkeit von 80% am besten aus. JL