Systematische Prüfung und Metaanalyse

Neuro-Depesche 9/2020

So häufig ist die Depression bei Narkolepsie

Angesichts einer Prävalenzspanne von 30 % bis 64 % bei Narkolepsie- Patienten, die unter Depressionen bzw. depressiven Symptomen leiden, wurden dazu nun eine systematische Studiendurchsicht und eine Metaanalyse durchgeführt.
Die Literaturrecherche ergab 31 geeignete Studien mit insgesamt 12.388 überwiegend erwachsenen, aber auch pädiatrischen Narkolepsie-Patienten. Depressionen oder depressive Symptome waren anhand etablierter Ratingskalen (z. B. Beck Depression Inventory, Children’s Depression Inventory) oder psychiatrischer Interviews konstatiert worden.
Der Metaanalyse zufolge litten 4.383 der 12.388 Studienteilnehmer mit einer Narkolepsie an einer Depression oder depressiven Symptomen. Die gepoolte Gesamtprävalenz betrug 32 % (95 %-KI: 28 % – 36 %) – allerdings bei einer sehr hohen Heterogenität zwischen den Studien (I2: 88 %).
Eine gesonderte Analyse von 13 Studien mit Gesunden als Kontrollgruppe ergab, dass die Narkolepsie- Patienten gegenüber den Gesunden ein signifikant um mehr als das Dreifache erhöhte Risiko für Depressionen oder depressive Symptome aufwiesen (3.832/10.840 vs. 6.637/52.269; Odds Ratio: 3,48; 95 %-KI: 2,73 - 4,45). Auch hier war die Studienheterogenität hoch (I2: 70,9 %).
Die Prävalenz von Depressionen oder depressiven Symptomen war bei den erwachsenen Narkolepsie-Patienten mit 34 % (95 %-KI: 29 % - 39 %) höher als bei Kindern und Jugendlichen (26 %; 95 %-KI: 21 % - 32 %). Der Unterschied erreichte jedoch keine Signifikanz (p = 0,06). Vor allem wurde die Prävalenz durch das jeweilige Studiendesign (32 % in Querschnitt- vs. 43 % in Längsschnittstudien; p = 0,02) und die Art der Rekrutierung (40,8 % in gemeindebasierten vs. 30 % in Klinikstudien; p = 0,01) beeinflusst. HL
Kommentar
Ungeachtet der sehr unterschiedlichen Prävalenz von Depressionen und depressiven Symptomen in den verschiedenen Studien legt diese Metaanalyse nahe, dass etwa jeder dritte Narkolepsie-Patient betroffen sein dürfte. Dies rechtfertigt ein frühzeitiges Screening und eine engmaschige Überwachung. Der Hypocretin-Mangel kann den Autoren zufolge über mehrere Mechanismen Stimmungsstörungen und psychische Beeinträchtigungen auslösen.
Quelle: Li X et al.: Prevalence of depression or depressive symptoms in patients with narcolepsy: a systematic review and meta-analysis. Neuropsychol Rev 2020; [Epub 15. Juli; doi: 10.1007/s11065-020-09443-7]

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