Fotomontage - Porträts von 12 Männern verschiedenen Alters und verschiedener ethnischer Zugehörigkeit.

ND-Special SMA – Auswertung zweier Datenbanken zur SMA

Neuro-Depesche 9/2023

Sind Männer stärker gefährdet als Frauen?

Sowohl für Kinder als auch Erwachsene mit einer spinalen Muskelatrophie (SMA) stehen den Neurologen mehrere, sehr unterschiedliche Therapiemöglichkeiten zur Verfügung – und das inzwischen etablierte Neugeborenen-Screening erweitert die Möglichkeiten der Früh- bzw. Sofortbehandlung. In unserer ND-Special-Reihe haben wir ausgewählte Publikationen zusammengefasst, u. a. zu somatischen Komorbiditäten der SMA-Patienten, zu Geschlechterunterschieden im SMA-Risiko, zum Stand der Dinge bei den Biomarkern und mehr.

Die SMA ist eine seltene neuromuskuläre Erkrankung, die am häufigsten auf einem Defekt im Survival Motor Neuron-Gen 1 (SMN1) auf dem Chromosom 5 beruht, das das SMN-Protein kodiert, das für das Überleben von Motorneuronen unverzichtbar ist. Aufgrund der Degeneration von α-Motorneuronen im Rückenmark kommt es zu fortschreitendem Muskelschwund, Schwäche und Lähmungen. Die meisten Patienten mit schweren Formen der SMA versterben unbehandelt in den ersten beiden Lebensjahren.

Vereinzelte Hinweise sprechen für eine geschlechtsspezifische Anfälligkeit für die SMA, doch die Rolle des Geschlechts als Risikofaktor wurde bisher kaum beleuchtet. Dies wurde jetzt anhand der Auswertung der TREAT-NMD Global SMA Registry und der Cure SMA-Datenbank geleistet. Danach scheinen Männer stärker SMA-gefährdet zu sein als Frauen, doch die Ergebnisse sind nicht eindeutig.

Analysiert wurden die aggregierten Daten der SMA-Patienten aus dem TREAT-NMD Global SMA Registry (n = 3.838) und der Cure SMA-Datenbank (n = 9.542) auf geschlechtsspezifische Unterschiede im Auftreten und der Schwere von SMA-Symptomen sowie in den motorischen Funktionen.

Unterschiede zwischen den Kohorten

Insgesamt wurden in der TREAT-NMD-Datenbank 2.022 männliche und 1.815 weibliche SMA-Patienten identifiziert. Der Anteil der Männer war signifikant höher als der der Frauen (52,7 % vs. 47,3 %; p < 0,01). In der deutlich größeren Cure-SMA-Datenbank ergab sich mit 4.528 männlichen und 4.526 weiblichen SMA-Patienten praktisch kein Unterschied zwischen den Geschlechtern. Während dies auch auf die Patienten aus den USA (76 % der Registrierten) mit 3.423 Männern versus 3.548 Frauen zutraf, war der Anteil der Männer bei den übrigen 689 SMA-Patienten anderer Nationen (Männer 52 % vs. 48 %) tendenziell höher (p = 0,05).

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Fazit
Wie bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen scheint das Geschlecht auch bei der SMA ein Risikofaktor zu sein – in diesem Fall höchstwahrscheinlich zuungunsten der Männer. Ein besseres Verständnis der molekularen Mechanismen, die hinter den Geschlechtsunterschieden stehen, könnte nicht zuletzt dazu beitragen, noch gezieltere Therapien der SMA zu entwickeln.
Urheberrecht: Adobe Stock - Andrii IURLOV

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x