Elf RLS-Patienten und elf Kontrollen unterzogen sich jeweils abends und morgens einem Pinprick- und Q-Tip-Test zur Feststellung von Hyperalgesie bzw. Allodynie. Nach den Pinprick-Werten lag die Schmerzschwere bei den RLS-Patienten durchweg oberhalb der Wertevarianz der Kontrollen und war eng mit der RLS-Symptomatik korreliert. Eine Allodynie wurde jedoch - im Unterschied zum Bestehen bei neuropathischen Schmerzsyndromen - bei keinem der Patienten festgestellt. Nach dopaminerger Akuttherapie (L-Dopa) besserte sich die RLS-Symptomatik rasch, die statische Hyperalgesie hielt aber an. Nach einjähriger Therapie (L-Dopa bzw. Dopaminagonist) war allerdings auch sie nicht mehr nachweisbar. Für die Hyperalgesie bei neuropathischem Schmerz ist eine zentrale Sensibilisierung gegenüber spezifischen Mechanorezeptor-Afferenzen typisch. Somit könnte auch beim RLS eine zentrale Sensibilisierung vorliegen, wahrscheinlich der Spinalneurone. Ursächlich könnte eine gestörte supraspinale Schmerzmodulation sein, an der die Basalganglien und/oder das supraspinale dopaminerge System beteiligt sind und durch die es z.B. zu Veränderungen der deszendierenden Hemmung kommt. (cer)
Neuro-Depesche 10/2004
Sind die Spinalneuronen sensibilisiert?
Das Restless legs Syndrom (RLS) weist mit neuropathischem Schmerz und Fibromyalgie gemeinsame Merkmale auf. Nun gaben Hyperalgesie- und Allodynie-Tests Anlass zu neuen pathophysiologischen Überlegungen. Ist RLS auch ein Schmerzsyndrom?
Quelle: Stiasny-Kolster, K: Static mechanical hyperalgesia without dynamic tactile allodynia in patients with restless legs syndrome, Zeitschrift: BRAIN, Ausgabe 127 (2004), Seiten: 773-782