COBRA-Studie zur Depression

Neuro-Depesche 9/2016

Simple Verhaltensaktivierung als CBT-Alternative?

Zertifizierte Fortbildung

Viele depressive Erkrankungen lassen sich gut psychotherapeutisch behandeln, doch die Möglichkeiten sind vielerorts begrenzt. Ob eine einfache, von angelernten Kräften durchführbare Verhaltensaktivierung (Behavioural activation, BA) der evidenzbasierten, aber ressourcenfordernden Cognitive behavioural therapy (CBT) unterlegen ist, untersuchten jetzt Psychiater in einer kombinierten „Non-inferiority“- und Kosteneffizienz-Studie.

In die randomisierte, kontrollierte Studie COBRA wurden 440 Erwachsene mit einer Major Depression (nach DSM IV) ohne wesentliche Komorbidität eingeschlossen.
Stratifiziert nach Depressionsschwere (Patient Health Questionnaire 9 [PHQ-9]: < 19 vs. ≥ 19 Punkte) und Antidepressiva-Einnahme wurden die Teilnehmer 1 : 1 zu zwei Gruppen randomisiert: Die manualbasierte BA (n = 221) zu Coping- Strategien, Trigger-Vermeidung etc. war mit 20 60-minütigen Einzelsitzungen über 16 Wochen mit der Option weiterer vier Booster Sessions geplant und wurde von einer lediglich fünf Tage trainierten medizinischen Hilfskraft durchgeführt, die klassische CBT (n = 219) von einem therapieerfahrenen Psychologen.
Primärer Wirksamkeitsendpunkt waren die verblindet erhobenen Veränderungen der Depressivität nach PHQ-9 nach zwölf Monaten – einmal in einer modifizierten Intention-to-treat (mITT])-Analyse (n = 175 bzw. 189) und einmal in einer Per-protocol (PP)-Auswertung (n = 135 bzw. 151). Die „Nichtunterlegenheits“-Grenze wurde bei einer Differenz von 1,9 PHQ-9-Punkten gesetzt.
Die BA mit durchschnittlich 11,5 Sitzungen war der CBT mit durchschnittlich 12,5 Sitzungen in der mITT-Analyse keineswegs unterlegen: Beide erreichten 8,4 PHQ-9-Punkte, der durchschnittliche Unterschied von 0,0 Punkten (95%- KI: -1,3 – 1,5) war nicht-signifikant (p = 0,89). Auch in der PP-Analyse mit PHQ-9-Werten von 7,9 für die CBT und 7,8 für die BA ergab sich keine Unterlegenheit, der durchschnittliche Unterschied lag bei 0,1 (-1,5 – 1,6) PHQ-9-Punkten (p = 0,99). Die weiteren Parameter wie Remissions- und Responseraten 61–70% der Teilnehmer), Zahl depressionsfreier Tage, Reduktion von Angst und die Lebensqualität fielen ebenfalls ohne signifikante Unterschiede zwischen den Interventionen aus.
Je ein Todesfall in jeder Gruppe wurde nicht der Therapieintervention zugeordnet. Es ergab sich bei Kosten von £1841·vs. £2282 eine Ersparnis von £440 pro Patient (21%) zugunsten der BA. JL
Kommentar

In der vom National Institute for Health geförderten Studie COBRA war die simple BA, die keine ausgebildete Therapeuten erfordert, gleich wirksam wie die CBT. Die resultierenden Kosteneinsparungen haben das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) bewogen, die BA in klinischen Guidelines als kosteneffiziente first-line-Therapie einzustufen. Gerade für Länder mit niedrigen Einkommen könnte sich die BA vorteilhaft auf die gesamte Therapiesituation auswirken.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Richards DA et al.: Cost and outcome of behavioural activation versus cognitive behavioural therapy for depression (COBRA): a randomised, controlled, non-inferiority trial. Lancet. 2016; pii: S0140-6736(16)31140-0 [Epub 22. Juli; doi: 10.1016/S0140-6736(16)31140-022]

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