Sexuelle Dysfunktionen können die Lebensqualität von MS-Patienten erheblich beeinträchtigen. In einer türkischen Studie wurden Häufigkeit und Art der sexuellen Probleme ermittelt sowie die Zusammenhänge mit klinischen und psychosozialen Faktoren untersucht.
35 Patienten mit schubförmig-remittierender (RRMS), neun mit sekundär und sieben mit primär progressiver MS (SPMS bzw. PPMS) unterzogen sich einem strukturierten Interview zu sexuellen Funktionen und körper lichen Problemen, die die sexuelle Sphäre belasten können. Sie beantworteten auch das Multiple Sclerosis Intimacy and Sexuality Questionnaire-19 (MSISQ-19), das die primären (direkten körperlichen), sekundären (indirekten körperlichen) und tertiären (psychosozialen) Ursachen erfasst.
Primäre Sexualstörungen lagen bei 41 Patienten (80,4%) vor, mit einer verringerten Libido als häufigster Beschwerde (80,5%). Männer und Frauen waren in etwa gleichermaßen betroffen. Diese Patienten waren älter und nach EDSS stärker behindert; wenn auch 39% interessanterweise einen nur geringen Behinderungsgrad (? 2 EDSS-Punkte) aufwiesen. Bei RRMS-Patienten hatten sich alle Items der primären sexuellen Dysfunktionen am seltensten (77,1%), bei PPMS am häufigsten verschlechtert (100%).
Auch sekundäre Ursachen wie Beeinträchtigungen des Gedächtnisses und der Konzentration sowie Störungen der Blasen- bzw. Darmfunktion beeinträchtigten die Sexualfunktionen. Sie korrelierten vor allem mit Problemen der genitalen Empfindungsfähigkeit, der Libido und dem Erregungsaufbau sowie mit Lubrikations- und Erektionsstörungen.
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