Schlaganfallprophylaxe bei VHF-Patienten

Neuro-Depesche 1-2/2016

Screening auf fehlende Antikoagulation hilft

Bis zu 50% der Menschen mit einem nicht-valvulären Vorhofflimmern (VHF) erhalten die notwendige Antikoagulation nicht und sind damit einem erhöhten Schlaganfallrisiko ausgesetzt. In einem britischen Projekt wurde nun untersucht, ob und ggf. inwieweit ein Screening auf eine Unterbehandlung mit oralen Gerinnungshemmern und die anschließende fachärztliche Beratung die Situation der Patienten verbessern kann.

Der Primary Care AF (PCAF) Service (2012– 2014) schloss 56 Allgemeinarztpraxen ein, die 386 624 Einwohner versorgten. Die VHF-Prävalenz betrug 2,1%. Von 1579 mittels CHA2DS2- VASc-Score (≥ 1) identifizierten Hochrisiko-VHF-Patienten, die suboptimal antikoaguliert waren (also keinen Gerinnungsnehmer einnahmen oder unter Warfarin eine unzureichende INR aufwiesen) folgten 86% der Einladung zu einem fachärztlichen Gespräch.
Von den 1063 geeigneten Patienten ohne Antikoagulation starteten daraufhin 1020 (96%) entweder eine Therapie mit dem Vitamin-K-Antagonisten Warfarin (43%) oder erhielten ein Non-VKA orales Antikoagulans (NOAC) (53%). Insgesamt wurde der Anteil an Patienten mit einer wirksamen Antikoagulation signifikant von 77% auf 95% erhöht (p < 0,0001). Zusätzlich wurden 111/121 Patienten mit einer suboptimalen INR unter Warfarin nach im PCAF-Service auf einen NOAC umgestellt.
Eine Audit in acht Praxen ergab, dass nach 185 bis 606, durchschnittlich 195 Tagen 90% der neu auf einen Gerinnungshemmer eingestellten Patienten diese Therapie fortgeführt hatten. Auf Grundlage extrapolierter Daten aus verschiedenen verfügbaren Studien wurde geschätzt, dass durch die Intervention 30 bis 35 Schlaganfälle pro Jahr bei dieser zuvor unterbehandelten Population verhindert wurden. JL
Kommentar

Durch die systematische Identifizierung von unterbehandelten VHF-Patienten mit hohem Schlaganfallrisiko und die anschließende Beratung konnte bei der Mehrheit der Patienten eine Behandlungsoptimierung mit oralen Antikoagulanzien erreicht werden. Dies dürfte in einer maßgeblichen Zahl verhinderter Schlaganfälle resultieren.

Quelle:

Das M et al.: Primary care atrial fibrillation service: outcomes from consultant-led anticoagulation assessment clinics in the primary care setting in the UK. BMJ Open 2015; 5(12): e009267 [Epub 9. Dez.; doi: 10.1136/bmjopen-2015-009267]

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