Prävalenz und Korrelationen

Neuro-Depesche 1-2/2018

Schwere Depressionen und Schlafprobleme bei RLS-Patienten

Zertifizierte Fortbildung

Ein RLS geht mit einer erhöhten Prävalenz psychischer Störungen und oft mit erheblichen Beeinträchtigungen des Nachtschlafs einher. In einer südkoreanischen Kohortenstudie wurde jetzt nach Zusammenhängen zwischen RLS, depressiven Symptomen und der Schlafqualität der Patienten gesucht. Es ergaben sich klare Bezüge.

In die Studie wurden 142 Patienten mit einem RLS eingeschlossen und mit einer Kontrollpopulation (n = 2884) verglichen. Nach etablierten Grenzwerten des Beck Depression Inventory (BDI) wurden die Patienten eingeteilt in jene mit leichter (≥ 10 Punkte), mittelschwerer (≥ 16 Punkte) und schwerer Depression (≥ 24 Punkte).
Die RLS-Patienten waren zu einem signifikant größeren Anteil weiblich als die Kontrollen (56,3% vs. 45,0%) und im Durchschnitt auch etwas älter (54,13 vs. 52,47 Jahre). Nach dem BDI-Summenwert waren sie signifikant depressiver (15,36 vs. 7,37 Punkte; p < 0,001).
Die BDI-Schweregrad- Unterteilung ergab folgendes Bild: Gegenüber den Kontrollen hatten die RLS-Patienten eine jeweils deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für eine mindestens leichte Depression (Odds Ratio: 1,95, p < 0,001), für eine mindestens mittelschwere Depression (OR: 6,15; p < 0,001) und für eine schwere Depression (OR: 56,54; p < 0,001).
Während die Verteilung der Depressionsschweregrade in der Kontrollpopulation mit ansteigender Schwere abnahm (18,4%, 9,85% bzw. < 2%) zeigte sich bei den RLS-Patienten ein umgekehrtes Muster (1,41%, 0% bzw. 43,7%). Tatsächlich entfielen nahezu alle schwer depressiven Fälle (97%) auf die RLS-Gruppe.
Im dichotomen Vergleich fielen auch die Schlafparameter bei den schwer depressiven vs. den nicht schwer depressiven Patienten (BDI-Score ≥ 24 vs. < 24 Punkte) deutlich ungünstiger aus. So ergab sich eine jeweils signifikant erhöhte Prävalenz von Einschlafstörungen (61,3% vs. 16,3%; OR: 8,16, p < 0,001), Durchschlafstörungen (69,4% vs. 16,3%; OR: 11,66; p = 0,001) und frühmorgendlichem Erwachen (54,8% vs. 12,5%; OR: 8,5, p < 0,001). Die Zahl der Naps am Tage unterschied sich zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant, allerdings waren die schwer depressiven RLS-Patienten tagsüber deutlich schläfriger (EDSS-Summenscore: 6,77 vs. 4,95; p = 0,005) und litten vor allem deutlich häufiger unter ausgeprägter Tagesmüdigkeit (EDSS ≥ 10: 22,6% vs. 8,8%; OR: 3,04, p = 0,031). Unter den Blutwerten fielen bei den schwer Depressiven nur die durchschnittlichen Erythrozyten- Konzentrationen signifikant niedriger aus (4,32 vs. 4,48; p = 0,041), nicht aber Hb-Werte oder Anämie-Rate. JL
Kommentar

Schwere depressive Symptome waren in der RLS-Gruppe exorbitant häufiger als bei den Personen ohne ein RLS. Die Kausalität ist unklar, doch angesichts der klaren Relationen zwischen schweren Depressionen und gravierenden Schlafproblemen sollten Stimmung und Schlafqualität bei RLS Patienten routinemäßig geprüft werden. Bei klinisch depressiven RLS-Patienten ist zu beachten, dass Antidepressiva die RLS-Symptome verschlimmern können.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Cho CH et al.: Individuals with restless legs syndrome tend to have severe depressive symptoms: ... Psychiatry Investig 2017; 14(6): 887-93

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