Gesundheitsverhalten und Komorbidität

Neuro-Depesche 10/2011

Schon fünf Jahre vor der Depression gehäuft Arztbesuche und Klinikaufenthalte

Angesichts der extrem hohen Komorbidität depressiv Erkrankter untersuchten schwedische Wissenschaftler bei Patienten die Rate an komorbiden Erkrankungen und die Inanspruchnahme medizinischer Ressourcen fünf Jahre vor der Diagnose einer unipolaren Major Depression. Sie konnten einige Risikofaktoren identifizieren.

In der Längschnittstudie wurde die Registerdaten aller 2470 Personen im Bezirk Östergötland im südöstlichen Schweden erhoben, die im Jahre 2006 ≥ 20 Jahre alt waren und das erste Mal eine Depressionsdiagnose (F32 nach ICD-10) erhalten hatten. Die Patienten wurden bis bis zum Jahre 2001 zurückverfolgt. Die Daten wurden verglichen mit einer zwischen 2001-2006 nicht erkrankten Kohorte über 20-Jähriger (n = 28 500). Die Arbeitshypothese lautete, dass die später depressiv Erkrankenden schon Jahre vor der Diagnose an zahlreichen komorbiden Krankheiten leiden und daher bei ihnen in hohem Maße Arztbesuche und Klinikaufenthalte feststellbar sind.

Frauen wiesen in der Stichprobe deutlich häufiger eine Depressionsdiagnose auf als Männer (64,1 vs. 35,9%). Depressive waren auch deutlicher häufiger in den beiden untersten Kategorien für den sozialen Status zu finden, und sie wiesen eine höhere Komorbiditätdrate auf, vor allem bestanden häufiger Krankheiten des Bewegungsapparates (60 vs. 45%) und kardiovaskuläre Erkrankungen (36 vs. 29%).

Nach Adjustierung auf Geschlecht, Alter und sozioökonomischen Status stellte sich bei den depressiv Erkrankten im Fünfjahreszeitraum in der Tat eine signifikant höhere Rate an Arztkontakten heraus, sowohl bei Allgemein- als auch bei Fachärzten. Eine besonders starker Anstieg der Inanspruchnahme medizinischer Ressourcen mit Zunahme komorbider Erkrankungen fand sich im Jahr vor der Diagonstizierung der Depression. Ganz ähnlich stellte sich die Situation zwischen den beiden Gruppen bei der Zahl der Krankenhaustage dar. Nach schwedischen Standards berechnet, verursachten die Teilnehmer mit einer Depressionsdiagnose das Doppelte an Kosten.

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Fazit
?! Zum Wohle des Patienten (und für Einsparungen im Gesundheitssystem) ist es wichtig, rechtzeitig jene Patienten zu identifizieren, hinter deren körperlichen Beschwerden sich eine Depression verstecken könnte. Für den klinischen Alltag bedeuten die Resultate, besonders jüngere und sehr alte Frauen mit niedrigem sozioökonomischem Status und vielen komorbiden körperlichen Gebrechen auf früheste Zeichen einer Depresssion zu untersuchen – und zu behandeln.

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