Visuelles Gedächtnis

Neuro-Depesche 11/2003

Schon 15 Jahre vor Diagnose beeinträchtigt

Die Alzheimer-Erkrankung ist ein chronisch fortschreitender degenerativer Prozess, der Jahre vor Ausbruch klinischer Symptome einsetzt. In einer Longitudinalstudie wurde untersucht, in wie weit sich durch das Abschneiden in neuropsychologischen Leistungstests eine Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) vorhersagen lässt.

Die 1425 Teilnehmer der Studie wurden aus der seit 1958 laufenden Baltimore Longitudinal Study of Aging (BLSA) rekrutiert und waren zum Zeitpunkt der Erhebung über 60 Jahre alt. Seit Studienbeginn waren regelmäßig u. a. der Benton Visual Retention Test (BVRT) und der Wechsler Adult Intelligence Scale-vocabulary-Test (WAIS-voc) durchgeführt worden. Die Ergebnisse wurden mit dem Auftreten einer DAT 20 Jahre später korreliert. Beim BVRT werden dem Probanden für 10 sec geometrische Figuren vorgelegt, die er anschließend reproduzieren soll. Die absolute Fehlerquote betrug bei den unter 50 Jahre alten Personen durchschnittlich 3,11, bei den über 90 Jahre alten Personen bereits 9,73. Bei mehr als sechs Fehlern im BVRT lagen die relativen Risiken für das Auftreten einer DAT für die jeweiligen Zeiträume zwischen Test und Diagnosestellung bei 5,69 (1 bis 3 Jahre), 2,11 (3 bis 5 Jahre), 1,76 (5 bis 10 Jahre) und 1,83 (10 bis 15 Jahre). Die relativen Risiken bei > 15 Jahren vor Diagnosestellung waren nicht mehr signifikant. Keine Signifikanz ergaben sich ferner zwischen den Testscores im WAIS-voc und einer späteren DAT.

Quelle: Kawas, CH: Visual memory predicts Alzheimer`s disease more than a decade before diagnosis, Zeitschrift: NEUROLOGY, Ausgabe 60 (2003), Seiten: 1089-1093

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