Kognition bei chronischem Schmerz

Praxis-Depesche 11/2019

Schmerz lass nach

Schmerzpatienten berichten häufig von kognitiven Einschränkungen, Gedankenkreisen um den Schmerz und Katastrophisierung der eigenen Situation. Neue Studienergebnisse weisen auf einen Zusammenhang zwischen körperlichen Schmerzen und der Fähigkeit zum abstrakten Denken hin.
Beim Erleben von starken Schmerzen fokussiert sich die Aufmerksamkeit eines Menschen immer mehr auf die eigene Person. Schmerzen beeinflussen zudem den präfrontalen Kortex, welcher für Abstraktion und die kognitive Kontrolle wichtig ist.
In einer Studie mit 109 Patienten mit muskuloskelettalen Schmerzen konnte gezeigt werden, dass das abstrakte Denken bei starken und anhaltenden Schmerzen stark eingeschränkt und die Fähigkeit zur Selbstkontrolle durch den Schmerz negativ beeinflusst war. Schmerzpatienten scheinen von stärkeren kognitiven Einschränkungen betroffen zu sein als bisher angenommen wurde.
Mit zunehmender Schmerzintensität und Dauer nahm das abstrakte Denken und die Selbstkontrolle der Patienten signifikant ab. Unruhe, Depressionen und Fatigue scheinen als Mediatoren zudem einen signifikant negativen Einfluss auf die Selbstkontrolle von Schmerzpatienten zu haben. Aktuell gibt es noch keine weiteren Ergebnisse dieser Art, sodass weitere Forschung auf diesem schwierigem Gebiet notwendig ist. SB
Quelle: Gunnarsson H et al.: Clinical pain, abstraction, and self-control: being in pain makes it harder to see the forest for the trees and is associated with lower self-control. J Pain Res 2018; 11: 1105-14. doi: 10.2147/JPR.S163044

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