Häufig wiederkehrende Schmerzen lösen Angstreaktionen aus und vertiefen das Schmerzgedächtnis. Doch ist der Körper auch zu einer aktiven Vergessens-Leistung fähig. Dabei spielen Endocannabinoide eine Rolle, die "on demand" gebildet werden und wie das Opioid-System, aber mit unterschiedlichen Angriffspunkten, an der Verarbeitung von Stress und Schmerz beteiligt sind. - Allerdings können Schmerzdämpfungsmechanismen auch ihre Wirkung verlieren. Cannabinoid-ähnliche Effekte werden unter Flupirtin beobachtet. Die Substanz lindert nicht nur Schmerzen, sondern besitzt auch muskelentspannende und neuroprotektive Eigenschaften. Über eine Öffnung der Kaliumkanäle in der Membran von Nervenzellen dämpft sie die Aktivität der Neuronen durch indirekte Hemmung des NMDA-Rezeptors, an dem der erregende Botenstoff Glutamat gebunden wird. Eine multizentrische Anwendungsbeobachtung zur Wirkung von Flupirtin an 8000 Patienten mit Muskel-Skelett-Schmerzen zeigte deutlich, dass das Schmerzgedächtnis medikamentös gelöscht und eine Chronifizierung durch frühzeitige Therapie akuter Schmerzen verhütet werden kann. Allerdings ist die Behandlung umso langwieriger, je länger die Schmerzen bestehen.. (LM)
Ressourcen-schonende Therapie
Neuro-Depesche 2/2003
Schmerz behandeln, bevor er chronisch wird
Eine adäquate Behandlung akuter Schmerzzustände schützt vor Chronifizierung, wird jedoch oft unterlassen. Eine qualifiziertere Schmerztherapie könnte die Situation vieler Patienten verbessern und hohe Kosten vermeiden.