CAVE Intrauterine Antiepileptika-Exposition

Neuro-Depesche 12/2015

Schlechterer Apgar-Score der Kinder

Zertifizierte Fortbildung

In der Epileptologie stellt die Behandlung Schwangerer eine große Herausforderung dar. In der Nutzen-Risikoabwägung wird sich oft für eine Fortführung der Antiepileptika-Behandlung entschieden. Bei pränatal gegenüber diversen Antiepileptika exponierten Neugeboren wurde in einer populationsbasierten Kohortenstudie die Folgen auf den Apgar-Score geprüft – und welche Antiepileptika diesen besonders beeinflussen.

Die Wissenschaftler der Universitätsklinik Aarhus glichen verschiedene Datensätze miteinander ab: Der Apgar-Wert aller 677 021 Einzelgeburten (1997–2008) wurde dem dänischen Geburtsregister entnommen, die Antiepileptika (AED)-Verschreibung dem Register für Medizinprodukte und die Epilepsiefälle unter den Müttern dem Krankenhausregister. Alle Ergebnisse wurden auf das Alter der Mütter und ihren Nikotinkonsum adjustiert.
Ein Apgar-Wert von 9–10 sind optimal, bei Scores von 5–8 gilt das Neugeborene als gefährdet, bei < 5 als akut lebensgefährdet. Im Gesamtkollektiv wiesen 1,7% der Kinder einen Apgar-Score ≤ 7 auf. Unter den 2906 AED-exponierten Kindern waren dies 1,9% (n = 55) gegenüber 1,3% (n = 8797) der 674 115 Kinder ohne Exposition. Das adjustierte Relative Risiko (aRR) war um 41% erhöht (RR: 1,41; 95%-KI: 1,07–1,85). Beschränkt auf die 2215 Kinder von pränatal Epilepsie-kranken Müttern lag das aRR eines niedrigen Apgar-Scores unter AED-Exposition bei 1,34 (95%-KI: 0,90–2,01).
Alle AED gingen tendenziell mit einem verringerten Apgar-Wert einher, besonders stark und signifikant waren die Effekte (gegenüber nichtexponierten Kindern) von Topiramat (unadjust. RR: 2,97; 95%-KI: 1,26–7,01) sowie von Carbamazepin und Valproat (unadjust. RR: 1,86; bzw. 1,85). In der Subgruppe von Neugeborenen pränatal Epilepsie-kranker Mütter fiel nur der Effekt von Carbamazepin signifikant aus. JL
Kommentar

Während das relative Risiko für einen niedrigen Apgar-Score bei AED-Exposition deutlich um 41% erhöht war, lag das absolute Risiko lediglich bei < 2%, betonen die Autoren. Die Analyse der einzelnen Wirkstoffe zeigte, dass es sich um keinen Klasseneffekt der Antiepileptika handelt. Demnach sollte die Nutzen-/Risiko-Abwägung bei Schwangeren besonders bei einer Therapie mit Carbamazepin sorgfältig erfolgen. Ein niedriger Apgar-Wert kann die Mortalität und (neurologische) Morbidität deutlich erhöhen.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Christensen J et al.: Apgar-score in children prenatally exposed to antiepileptic drugs: a population-based cohort study. BMJ Open 2015; 5(9): e007425 [Epub: 10 Sept.; doi: 10.1136/bmjopen- 2014-007425]

ICD-Codes: P21.9

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