Frauen mit idiopathischer generalisierter Epilepsie

Neuro-Depesche 1-2/2022

Schlechtere Anfallskontrolle nach Rückgang der VPA-Verordnungen?

Zertifizierte Fortbildung
Wie haben sich die Verschreibungsmuster bei Patientinnen mit idiopathischer generalisierter Epilepsie (IGE) aufgrund der aktualisierten Therapieempfehlungen zu Valproat (VPA) bei Frauen auf die Behandlungsergebnisse ausgewirkt? Dazu wurden die retrospektiv erhobenen Daten einer US-Klinik über die letzte Dekade ausgewertet.
Berücksichtigt wurden 263 Personen mit IGE (166 Frauen und 97 Männer), die zwischen Jan. 2009 und Dez. 2018 im Tampere University Hospital behandelt worden waren. Die Daten zur Wirksamkeit verschiedener Antiepileptika (AED) und deren Kombinationen wurden in der Gesamtkohorte und nach Geschlecht analysiert.
 
Weniger VPA bei Frauen
Mit 235 Patienten wurde VPA am häufigsten eingesetzt, gefolgt von Lamotrigin (LTG) bei 84 und Levetiracetam (LEV) bei 65 Patienten. Es zeigte dieser Trend: Männer erhielten bei der letzten Visite häufiger VPA als Frauen (66,0 % vs. 48,8 %, p = 0,007), während Frauen häufiger LTG (23,5 % vs. 13,4 %; p = 0,04) und LEV (18,1 % vs. 10,3 %; p = 0,091) verordnet wurde. Die VPA-Alternativen LTG und LEV wurden bei den Frauen meist als Monotherapie und bei den Männern meist als Teil einer Kombinationstherapie eingesetzt. In der Gruppe der pädiatrischen Patienten blieb VPA das häufigste AED.
Unter allen Patient(inn)en erreichten etwa drei Viertel (n = 182; 72,6 %) eine mindestens einjährige Anfallsfreiheit. Die wichtigste Erkenntnis aus der sehr detailreichen Analyse: Die insgesamt gute Anfallskontrolle bei IGE war bei beiden Geschlechtern vergleichbar, der Unterschied nicht signifikant (Odds Ratio; 1,25, p = 0,48). Auch zwischen pädiatrischen und adulten Patienten war die Anfallskontrolle ähnlich gut. JL
Fazit
Insgesamt zeigten IGE-Patienten unter Valproat (VPA) und anderen Breitspektrum-AED im klinischen Alltag eine gute Anfallskontrolle. Wie erwartet war der Einsatz von VPA bei gleichzeitig vermehr- tem Einsatz alternativer AED rückläufig. Offenbar erhöhte die veränderte Verord- nungspraxis aber das Risiko von Anfalls- rezidiven bei den Frauen nicht. Da sich die VPA-Alternativen in der Monotherapie bei Erwachsenen als ebenso wirksam erwiesen wie VPA, können sie bei Frauen mit IGE, so die Autoren, als First-line-Antiepileptika in Betracht gezogen werden.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

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