Komplikationen der Parkinson-Therapie

Neuro-Depesche 10/2018

Schlechter Schlaf – mehr Dyskinesien

Zertifizierte Fortbildung

Dyskinesien sind bei Parkinson-Patienten eine die Alltagsführung stark behindernde Komplikation der dopaminergen Langzeittherapie. Eine hohe (> 400 mg/d liegende) Tagesdosis an L-Dopa gilt als ein wichtiger Risikofaktor. Jetzt untersuchten Neurologen in einer Parkinson-Kohorte retrospektiv, inwieweit ein schlechter Nachtschlaf bzw. exzessive Tagesmüdigkeit zur Dyskinesie-Häufigkeit am Tage beitragen kann.

Bei 425 mit dopaminergen Medikamenten behandelten Parkinson-Patienten wurden Vorliegen und Ausmaß von Dyskinesien nach dem Item 32 der UPDRS Teil IV (Score ≥ 1) erfasst. Die Schlafqualität aller Teilnehmer wurde mit dem Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) und die Tagesmüdigkeit mit der Epworth Sleepiness Scale (ESS) bestimmt.
31 der 425 Parkinson-Patienten litten unter Dyskinesien, 394 nicht. Die Betroffenen hatten wie erwartet eine längere Erkrankungsdauer (90,0 vs. 37,5 Jahre; p < 0,001), erhielten häufiger L-Dopa (100% vs. 88,6%; p = 0,047), eine höhere L-Dopa-Äquivalenzdosis (LED; 512,5 vs. 300,0 mg/d; p < 0,001), hatten ein höheres Hoehn & Yahr-Stadium (2,5 vs. 2,0; p = 0,037), schlechtere UPDRS-II-Werte (13,0 vs. 11,5; p = 0,038) und einen ungünstigeren PSQI-Score (8,5 vs. 6,0 Punkte; p = 0,005). Eine relevante Beeinträchtigung der Schlafqualität (PSQI-Wert > 7) wiesen 77,4% der Patienten mit Dyskinesien vs. 53,1% ohne Dyskinesien auf (p = 0,009). In der Tagesmüdigkeit nach ESS war der Unterschied zwischen den beiden Gruppen dagegen nicht signifikant.
Sowohl mit den ESS-Werten als auch mit dem PSQI standen zahlreiche Faktoren wie Alter, LED, Erkrankungsdauer etc. in einem signifikanten Zusammenhang. Nach Adjustierung auf viele Variablen – Geschlecht, Lebensalter, Erkrankungsalter, Krankheitsdauer, UPDRS-I-, -II- und –III-Werte, Zigarettenrauchen, Einnahme verschiedener Parkinson-Medikamente, Parkinson-Phänotyp (Tremor oder Akinesie-dominant) und RLS-Symptomen – war der Zusammenhang der ESS-Werte mit den Dyskinesien nicht signifikant.
Dagegen ging ein höherer PSQI-Score auch nach dieser Adjustierung in der Multivarianz-analyse mit einer signifikant erhöhten Wahrscheinlichkeit für Dyskinesien einher: Die Odds Ratios lagen bei Einberechnung der PSQI-Werte als kontinuierliche Variable bei 1,111 (95%-KI: 1,004–1,229: p = 0,042) und bei Einberechnung als kategoriale Variable (PSQI > 7 Punkte) bei 2,469 (95%-KI: 1,051–5,800; p = 0,038).
Eine zusätzliche Komponentenanalyse ergab, dass die Wahrscheinlichkeit für Dyskinesien außer durch den PSQI-Gesamtscore (um 11%) besonders durch die (subjektiv bewerteten) PSQI-Items Schlafqualität und Schlaflatenz signifikant erhöht war, und zwar um 83% (OR: 1,830) bzw. um fast 55% (OR: 1,547). JL

 

Kommentar

Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie gelte es nun, so die Autoren, den Nachtschlaf der betroffenen oder gefährdeten Patienten durch Management-Programme und andere Interventionen zu verbessern, um die Dyskinesien am Tage positiv zu beeinflussen. Dessen ungeachtet sollten diese Zusammenhänge in größeren prospektiven Studien überprüft werden – am besten unter Einsatz objektiver Untersuchungsmethoden wie der Aktigraphie oder Polysomnographie.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Mao CJ et al.: Poor nighttime sleep is positively associated with dyskinesia in Parkinson‘s disease patients. Parkinsonism Relat Disord 2018; 48: 68-73

ICD-Codes: G20

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