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Neuro-Depesche 7/2011

Schlechte Schlafqualität bei fokalen Dystonien

Viele Patienten mit idiopathischen fokalen Dystonien klagen über Schlafprobleme. Neurologen der Universität Bonn untersuchten nun in einer kontrollierten Studie, inwieweit Patienten mit zervikaler Dystonie (ZD) oder Blepharospasmus (BL) unter einer beeinträchtigten Schlafqualität, unter RLS-Beschwerden und komorbider Angst und Depression leiden.

Eingeschlossen worden waren 221 Patienten mit ZD und BL sowie 93 neurologisch unauffällige Probanden, die mit Botulinumtoxin behandelt wurden. Sie wurden klinisch-neurologisch und mit Ratingskalen wie der Toronto Wes­tern Spasmodic Torticollis Rating Scale (TWSTRS) und der Jankovic Rating Scale (JRS) untersucht sowie mithilfe standardisierter Interviews und Selbstbeurteilungsbögen wie dem Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) befragt.

Eine beeinträchtigte Schlafqualität (PSQI > 5) in den letzten vier Wochen fand sich bei 45% der Patienten: bei 44% der ZD- und und 46% der BL-Patienten, aber nur bei 20% der Kontrollen. 29 bzw. 18% der Patienten nahmen Hypnotika ein (einschl. sedierender Antidepressiva). Bei 39 bzw. 8% verbesserte die Botulinumtoxin-Behandlung den Schlaf.

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Fazit
?! Bei Bewegungsstörungen wird zunehmend auf nicht-motorische Beschwerden geachtet, da sie die Lebensqualität der Betroffenen ganz besonders stark beeinträchtigen können. Dieser Bonner Studie zufolge weist nahezu die Hälfte aller Patienten mit zervikaler Dystonie oder Blepharospasmus Schlafstörungen auf. Diese gehen zudem vor allem mit depressiven Symptomen und RLS-Beschwerden einher. Dass sich die Ergebnisse bei beiden Dystonieformen ähneln, spricht den Autoren zufolge eher für einen gemeinsamen intrinsischen Mechanismus der Schlafprobleme als für einen direkten Effekt der dystonen Muskelaktivität. In weiteren Studien zum Schlaf bei Patienten mit fokalen Dystonien sollten jetzt Polysomnographien eingesetzt werden.

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