31. Arbeitstagung Neurointensivmedizin (ANIM), Hannover, 22.–24.01.2014

Neuro-Depesche 3/2014

Schlaganfall: Die Versorgung hat noch „Luft nach oben“

In Hannover tauschen sich Ärzte, Wissenschaftler, Pflegespezialisten, Therapeuten und interessierte Beschäftigte von Neurointensivstationen auf der jährlichen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (DGNI) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) aus. Neben Themenfeldern wie Infektionen und Hygiene sowie ethische und juristische Fragen nahmen die Klassiker Schlaganfall und Hirnblutungen breiten Raum ein.

Viele Beiträge beschäftigten sich mit der aktuellen Lage bei der Schlaganfall-Versorgung.

Versorgung noch nicht flächendeckend

Auch wenn deutliche Fortschritte in der Schlaganfallmedizin erzielt wurden – z. B. durch das Stroke-Unit-Konzept, die Erweiterung des Lyse-Zeitfensters, die Neurothrombektomie – ist bislang noch wenig bekannt, inwieweit die wissenschaftlichen Erkenntnisse auch in der Routineversorgung umgesetzt werden. Eine Arbeitsgruppe der Bochumer Ruhruniversität hat nun Versorgungsdaten der Jahre 2008 und 2011 verglichen und gezeigt, was erreicht wurde und wo noch Verbesserungsbedarf besteht: So erhalten inzwischen mehr als die Hälfte aller Schlaganfall-Patienten eine Komplexbehandlung (rel. Anstieg: 33%), es werden deutlich mehr systemische Lysen durchgeführt (Anstieg um 73,7%!) und die Lyse-Rate bei > 80-jährigen Schlaganfall-Patienten wurde von 3,8% in 2008 auf 7,7% in 2011 mehr als verdoppelt. Auch die Anzahl der Thrombektomien stieg um das 8-Fache an, d. h. inzwischen werden 1,1% der Schlaganfälle interventionell therapiert. Allerdings nicht flächendeckend. Um auch Schlaganfall-Patienten in ländlichen Gebieten nach dem neuesten Kenntnisstand versorgen zu können, fordern Experten weitere Strukturmaßnahmen, z. B. die Bildung von Netzwerken.

Große Unterschiede bei der Thrombolyse-Rate

Dass ein Patient nach einem akuten Schlaganfall innerhalb des Zeitfensters von 4,5 Stunden einer i.v.-Thrombolyse und damit der einzigen zugelassenen medizinischen Akuttherapie zugeführt wird, ist keineswegs selbstverständlich: Die Thrombolyse-Rate unterscheidet sich zwischen einzelnen Ländern und Krankenhäusern erheblich und hängt u. a. von der Versorgungsstufe der Schlaganfall-Unit ab, in die der Patient eingeliefert wird. Kürzlich publizierte Zahlen, die den Zeitraum 2008 bis 2012 für das Land Baden-Württemberg analysierten, zeigen, dass die Thrombolyse-Häufigkeit im 4,5-Std.-Zeitfenster insgesamt zwar signifikant zugenommen hat (von 23,0% auf 31,8%; p < 0,01) aber deutliche Unterschiede zwischen den Kliniken mit und ohne Stroke-Unit bestanden (32,2% vs. 13,2%; p < 0,01). Außerdem nahm die Thrombolyse-Rate abhängig von unterschiedlichen Versorgungsstufen von überregionalen (42,8%) über regionale (30,3%) bis hin zu lokalen (23,2%; p < 0,01) Schlaganfall-Units ab.

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