Insomnie und Hypersomnie bei Älteren

Neuro-Depesche 4/2000

Schlafstörungen - Vorläufer der Depression?

Schlafstörungen nehmen einerseits in höherem Alter zu und gehören andererseits zu den häufigsten Symptomen bei depressiven Erkrankungen. Welchen Stellenwert als Risikofaktoren für eine zukünftige Major-Depression haben sie bei älteren Menschen?

Bei 2.370 Teilnehmern einer einwohnerbasierten Studie im Alter über 50 Jahren wurde die Prävalenz von Depressionen und Schlafstörungen zu zwei Zeitpunkten (1994 und 1995) untersucht. Zusätzlich wurde der Einfluss weiterer Variablen wie Geschlecht, Alter, Bildung, Ehestatus und Alkoholkonsum berücksichtigt. Über Ein- und Durchschlafstörungen berichteten 1994 23,1%, über eine Hypersomnie 6,7% der Teilnehmer. Neben weiblichem Geschlecht, höherem Alter, sozialer Isolation, niedrigerem Bildungsstand, finanziellen Belastungen und Beeinträchtigungen der Alltagsaktivitäten waren Schlafstörungen in beiden Jahren ein signifikantes Korrelat depressiver Störungen. In der zusätzlichen prospektiven Untersuchung prädizierten Schlafstörungen bei Nicht-Depressiven im Jahr 1994 (n = 2.164) das Auftreten einer Depression im Jahr 1995 mit einer Risikoerhöhung um etwa das Dreifache. Bei Teilnehmern mit chronischen Schlafstörungen lag das relative Risiko sogar bei 8,08. Dennoch besaßen andere diagnostisch verwertbare Zeichen wie Interesselosigkeit (Odds ratio: 7,85), Gefühle der Wertlosigkeit (OR: 5,30), psychomotorische Agitation/Verlangsamung (OR: 5,20), Müdigkeit (OR: 3.93), Niedergeschlagenheit (OR: 3,68) und Todesgedanken (OR: 3,66) einen stärkeren Vorhersagewert für eine Major-Depression im darauf folgenden Jahr als die Schlafstörungen (OR: 2,76).

Quelle: Roberts, RE: Sleep complaints and depression in an aging cohort: a prospective perspective., Zeitschrift: AMERICAN JOURNAL OF PSYCHIATRY, Ausgabe 157 (2000), Seiten: 81-88

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