Psychiatrische Erkrankungen

Neuro-Depesche 3/2014

Schlafstörungen erhöhen die Suizidalität

Lassen sich Faktoren identifizieren, die das Suizidrisiko psychiatrischer Patienten erhöhen? Den Zusammenhang mit Schlafstörungen bei Patienten mit verschiedenen häufigen psychiatrischen Krankheiten prüfte ein Wissenschaftlerteam in einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse.

Die Datenbank-Recherche ergab 19 bis Juni 2013 veröffentlichte Studien, die Angaben zu Schlafstörungen und Suizidalität enthielten. 13 der 19 Studien (68,4%) befassten sich mit depressiven Erkrankungen, die übrigen mit posttraumatischer Belas­tungsstörung (PTBS), Panikstörung und Schizophrenie. Die Daten von insgesamt 104 436 Teilnehmern wurden gepoolt ausgewertet. Ihr Alter lag zwischen 17 und 79 Jahren, durchschnittlich bei 49,4 Jahren; 58% waren Frauen. Die Nachbeobachtungszeit in den elf prospektiven Studien betrug durchschnittlich 9,9 Jahre (maximal 27 Jahre).

Gegenüber Patienten ohne Schlafstörungen bestand für das Kollektiv mit komorbider Schlafstörung eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für ein selbstberichtetes suizidales Verhalten (Odds Ratio: 1,99; 95%-KI: 1,72–2,30; p < 0,001). Das Risiko war für alle Subtypen suizidalen Verhaltens wie Suizidgedanken und -versuche (OR: 2,69 bzw. 4,36) sowie vollendete Suizide (OR: 1,59) erhöht. Die Gefährdung traf ferner auf die verschiedenen häufigen psychiatrischen Diagnosen zu, so auf Depression (OR: 3,05; p < 0,001), PTBS (OR: 2,56; p < 0,001), Panikstörung (OR: 3,22; p = 0,03) und Schizophrenie (OR: 12,66, p = 0,02).

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Fazit
?! Die Suizidalität von Patienten recht-
zeitig zu erkennen, ist eine bestän-
dige Aufgabe des Psychiaters. Dieses Re-
view spricht für eine klare Erhöhung des
Risikos für ein suizidales Verhalten bei Pa-
tienten mit den häufigsten psychiatrischen
Krankheiten, die unter Schlafstörungen
leiden. Tatsächlich scheint eine Kausalität
in der Form einer vermehrten Vulnerabili-
tät aufgrund erhöhten Stresses und beein-
trächtigter Kognition möglich. Positiv her-
vorzuheben ist, dass es sich bei Schlafpro-
blemen um einen modifizierbaren Risiko-
faktor handelt: CBT und andere (Kurz-)In-
terventionen beispielsweise haben sich
mit einer hohen Effektstärke als wirksam
erwiesen. Die Autoren empfehlen, routi-
nemäßig mit geeigneten Instrumenten
wie z. B. dem Pittsburgh Sleep Quality
Index (PSQI) zu screenen. 

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