Erkrankungen mit Tagesschläfrigkeit

Neuro-Depesche 11/2000

Schlaflatenz verlängern

Das zentral stimulierende Modafinil ist mittlerweile Mittel der Wahl für die Narkolepsie. Nach ersten Pilotstudien zeichnen sich weitere Indikationen ab.

Bei noch ungeklärtem Wirkungsmechanismus wirkt Modafinil nicht sympathomimetisch. Es unterscheidet sich pharmakologisch eindeutig von herkömmlichen Psychostimulanzien des Amphetamintyps. Im Gegensatz zu diesen weist es keine Toleranzentwicklung, kein Suchtpotential oder andere Nebenwirkungen, z. B. kardiovaskulärer Art, auf. Modafinil führte in mehreren randomisierten Studien zur Behandlung der Narkolepsie zu Vigilanzsteigerung. Modafinil ist in Deutschland für die Indikation "Narkolepsie mit und ohne Kataplexie" zugelassen. Auch die Behandlung der primären und der situationsgebundenen ("getriggerten") Hypersomnien ist zumindest teilweise gedeckt. Derzeit wird die Wirkung von Modafinil bei weiteren, mit behandlungsbedürftiger Tagesschläfrigkeit einhergehenden Erkrankungen ermittelt. Eine Pilotstudie an Patienten mit myotonischer Dystrophie Curschmann-Steinert zeigte, dass die durchschnittliche Schlaflatenz im MSLT (multipler Schlaflatenztest) nach vier bis acht Monaten unter Modafinil (200-400 mg/d) von 7,3 auf 22 Minuten zugenommen hatte. Die subjektive Bewertung führte zu einer Abnahme der ESS-(Epworth Sleepiness Scale-)Werte von 13,25 auf 7,75. Auch beim Fatigue-Syndrom im Rahmen einer MS könnte Modafinil wirksam sein. Bei 13 von 15 MS-Patienten trat bei Dosen von 200 und 300 mg/d eine subjektive Besserung um 9% in der MS-spezifischen Fatigue Severity Scale und um 15% in der Modifizierten Fatigue Impact Scale ein. Phasen exzessiver Tagesschläfrigkeit beim Kleine-Levin-Syndrom sollten dagegen verhaltenstherapeutisch, bei Restless legs-Syndrom mit dopaminergen Medikamenten behandelt werden.

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