Vom Baby zum Kleinkind

Neuro-Depesche 3/2022

Schlafdauer und kognitive Entwicklung

Zertifizierte Fortbildung
Die Auswirkungen der Schlafdauer auf die neurokognitive Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern ist unklar. Jetzt wurden die Effekte der Dauer von Tages- und Nachtschlaf auf die Kognition in einer chinesischen Geburtskohorte detailliert untersucht.
Die Datenbasis lieferten 2.220 Mutter-Kind-Paare einer prospektiv untersuchten Geburtskohorte (2014 - 2017) in Wuhan. Die Schlafdauer der Kinder (< 25., 25. - 75., > 75. Perzentile) wurde mittels Elternfragebögen nach einem, sechs, zwölf und 24 Monaten erfasst. Zur Beurteilung der neurokognitiven Entwicklung der Kinder wurden der Mental und der Psychomotor Development Index (MDI, PDI) der Bayley Scales of Infant Development (BSID) eingesetzt. Dann wurden die Assoziationen der Gesamt-, Nacht- und Tagesschlafdauer in jedem Alter und der Schlafdauerverläufe (Trajektorien) mit den MDI- und PDI-Werten in Beziehung gesetzt.
 
Tages- und Nachtschlafdauer
Eine lange Dauer von Gesamtschlaf (≥ 20 h) und von Tagesschlaf (≥ 10,0 h) in Monat 1 waren signifikant mit niedrigeren Werten des MDI (β: -4,54 bzw. -3,55) und des PDI (β: -4,05 bzw. -2,87) nach zwei Jahren assoziiert. Eine kurze nächtliche Schlafdauer (≤ 7,0 h) in Monat 6 stand in Relation zu niedrigen MDI-Werten (β: -7,02).
Eine Tagesschlafdauer > 4 h und eine Nachtschlafdauer < 8 h in Monat 12 korrelierten signifikant mit niedrigeren Werten des MDI (β: -9,17) und des PDI (β: -8,14) nach zwei Jahren. Dies traf ähnlich auch auf eine geringe Gesamtschlafdauer (< 11 h) zu.
 
Relevante Trajeketorien
In den Trajektorien fand sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Kognition (MDI, PDI) und der Gesamtschlafdauer (p > 0,05). Es ergaben sich aber folgende Muster: Niedrigere MDI-Werte waren signifikant mit den beiden Trajektorien „erst weniger und dann zunehmender Nachtschlaf“ (β: -4,39) sowie „erst langer, dann abnehmender Tagesschlaf“ (β = -2,44) assoziiert. In Bezug auf die PDI-Scores fanden sich keine signifikanten Trajektorien (je p > 0,05). JL
Fazit
Diese Studienresultate zeigen, dass vor allem ein kurzer Nachtschlaf und ein langer Tagesschlaf im Säuglingsalter der neurokognitiven Entwicklung der Zweijährigen abträglich sind.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Cao S et al.: Associations of sleep duration with neurocognitive development in the first 2 years of life. J Sleep Res 2022 [Epub 23. Jan.; doi: 10.1111/jsr.13554] x

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