Direkte Vergleichsstudie mit Razemat

Neuro-Depesche 9/2005

S-Enantiomer signifikant stärker wirksam

Bisherige gepoolte Analysen klinischer Studien und Metaanalysen haben darauf hingewiesen, dass das neue SSRI-Antidepressivum Escitalopram gegenüber dem älteren Razemat-Wirkstoff Citalopram wirksamer ist. Die signifikante Überlegenheit des hochselektiven S-Enantiomers wurde nun in einer doppelblinden Head-to-head-Studie an 280 schwer depressiven Patienten nachgewiesen.

Es nahmen ambulante Patienten von Psychiatern und Hausärzten teil, die mit einem Wert von mindestens 30, durchschnittlich 35,7 Punkten auf der Montgomery-Asberg Depression Rating Scale (MADRS) unter einer schweren Major-Depression litten. Sie wurden für acht Wochen zu einer Fixdosis von 20 mg/d Escitalopram (n = 138) oder 40 mg/d Citalopram (n = 142) randomisiert. Escitalopram führte mit einer Abnahme des durchschnittlichen MADRS-Wertes von -22,4 gegenüber Citalopram (-20,3) zu einer signifikant stärkeren Abnahme der Depressivität. Mehr als drei Viertel der Patienten (76,1%) in der Escitalopram-Gruppe sprachen auf die Therapie an, unter Citalopram betrug die Ansprechrate nur 61,3%. Die bessere Wirkung erstreckte sich auch auf die Remissionsraten, die unter Escitalopram 56,1% und unter Citalopram 43,6% betrugen. Alle Unterschiede waren signifikant. Dabei zeigten sich die beiden SSRI-Antidepressiva etwa gleich gut verträglich, die Nebenwirkungsrate betrug lediglich 14,8% bzw. 16,4%. Nur vier Patienten unter Escitalopram gegenüber neun unter Citalopram brachen die Therapie nebenwirkungsbedingt ab. Insgesamt beendeten mit 15 vs. sechs Patienten jedoch signifikant mehr Teilnehmer der Citalopram-Gruppe die Therapie vorzeitig, meist wegen ungenügender Wirksamkeit. Die für Escitalopram positiven Ergebnisse bei diesen schwer kranken Patienten harmonieren mit dessen innovativen Wirkmechanismus, der sich von allen anderen verfügbaren SSRI und SNRI unterscheidet: Eine duale Bindung am präsynaptischen Serotonin-Transporter führt zur verstärkten Hemmung der Serotonin-Wiederaufnahme. (JL)

Quelle: Moore, N: Prospective, multicentre, randomized, double-blind study of the efficacy of escitalopram versus citalopram in outpatient treatment of major depressive disorder, Zeitschrift: INTERNATIONAL CLINICAL PSYCHOPHARMACOLOGY, Ausgabe 20 (2005), Seiten: 131-137

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