Studiendaten über vier Jahre

Neuro-Depesche 1-2/2016

RLS wird mit zunehmender Parkinson-Dauer immer häufiger

Die Prävalenz eines RLS bei Parkinson-Patienten wird auf bis zu 52% geschätzt. In einer vierjährigen Längsschnittuntersuchung fanden italienische Neurologen heraus, dass die Häufigkeit bei Patienten mit neudiagnostiziertem Morbus Parkinson schon am Anfang hoch ist und bereits im Krankheitsverlauf der ersten Jahre deutlich zunimmt.

109 neudiagnostizierte und medikamentös noch unbehandelte Patienten wurden an der Uniklinik von Neapel klinisch auf Zeichen eines RLS (nach dem RLS Diagnostischen Index) und labortechnisch untersucht. Bei 65 zufällig ausgewählten Studienteilnehmern wurde eine FP-CIT SPECT vorgenommen, um die Dopamintransporter- Verfügbarkeit zu erfassen. Ein Follow up fand nach zwei und vier Jahren statt.
Schon zum Zeitpunkt der Parkinson-Diagnose betrug die RLS-Prävalenz 4,6% (n = 5). Sie stieg nach zwei Krankheitsjahren auf 6,5% (n = 7) und nach vier Jahren auf 16,3% (n = 16) an. Die Zunahme war signifikant (p = 0,007).
Eine schrittweise multinomiale logistische Regressionsanalyse ergab, dass bestimmte nichtmotorische Symptome (NMS) des Parkinson- Syndroms nach dem NMS-Questionnaire mit größerer Wahrscheinlichkeit mit einem RLS einhergehen. Dies waren Schlafstörungen zum Diagnosezeitpunkt (Odds Ratio gegenüber den Patienten ohne RLS: 15,555; p = 0,040) sowie Schwindelgefühle (OR: 1,153; p = 0,022) und Tagesmüdigkeit(OR: 9,557; p = 0,001) im Nachbeobachtungszeitraum.
In einem Random effect-Regressionsmodell war zudem ein höheres Lebensalter zu Parkinson- Beginn mit der RLS-Prävalenz im Follow up assoziiert (OR: 1,187; p = 0,036). Schließlich zeigte die Auswertung der SPECT-Befunde, dass erhöhte V3-Werte in den Regionen Nucl. caudatus und Putamen, die für einen funktionellen Erhalt der dopaminergen Bahnen sprechen, mit einer deutlich größeren RLS-Wahrscheinlichkeit einhergingen – sowohl zum Zeitpunkt der Parkinson- Diagnose (OR: 75,711; p = 0,077) als auch im Follow up (OR: 12,004; p = 0,059). JL
Kommentar

Schon zu Beginn des Parkinson-Erkrankung ist ein RLS mit fast vier Prozent nicht selten. Die Steigerung auf nahezu 17% innerhalb von nur vier Jahren spricht für miteinander verbundene Pathomechanismen. Dass die nigrostriatalen dopaminergen Bahnen bei Parkinson- Kranken mit RLS besser erhalten sind, könnte u.a. auf eine Beteiligung anderer Transmitter bzw. anderer Hirnstrukturen bei dieser Komorbidität hindeuten.

Quelle:

Moccia M et al.: A four-year longitudinal study on restless legs syndrome in Parkinson disease. Sleep 2016; 39(2): 405–12

ICD-Codes: G20

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