Niere, Hochdruck, Eisenmangel

Neuro-Depesche 5/2016

RLS und somatische Krankheitsbilder

Zertifizierte Fortbildung

Einer umfangreichen und detaillierten Übersichtsarbeit zufolge geht das RLS mit einigen somatischen Erkrankungen einher. Hier einige der wesentlichen Erkenntnisse, die das deutsche-amerikanische Team hervorgehoben hat. Sie postulieren nicht zuletzt ein neues Krankheitskonzept.

Die Studienlage ist nicht sehr gut, viele Untersuchungen sind methodologisch ungenügend, und sehr häufig fehlen Kontrollgruppen. Studien zu Schlafstörungen waren ausgeschlossen.
Als gesichert kann die Komorbidität mit einem Eisenmangel gelten: Wie erwartet fand sich bei Betroffenen eine deutlich erhöhte RLS-Prävalenz. Pathophysiologische Untersuchungen, die einen Eisenmangel im ZNS zeigen, und Therapiestudien mit erfolgreicher Eisensupplementierung sprechen für die Plausibilität des Zusammenhang s . Auch bei Patienten mit Niereninsuffizienz und Urämie (mit oder ohne Dialyse) ist die Relation angesichts einer hohen RLS-Komorbidität von 15% bis 68% gesichert.
Immerhin eine gewisse Wahrscheinlichkeit fand sich für die Assoziation zwischen einem RLS und einigen kardiovaskulären Erkrankungen (z. B. arterieller Bluthochdruck). Dieses Prädikat erhielten auch die Assoziationen des RLS mit Diabetes, wobei nicht klar ist, ob dies durch die bei Diabetikern gehäuft auftretenden Neuropathien vermittelt ist. Ebenfalls mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit liegt eine Verbindung zur Migräne vor, die durch eine erhöhte RLS-Prävalenz gekennzeichnet ist, sowie zum Morbus Parkinson. Nicht bei de-novo-Parkinson-Kranken, aber bei solchen mit langer Krankheitsdauer bzw. langer dopaminerger Behandlung steigt die RLS-Prävalenz an.
Für Assoziationen des RLS mit Zuständen bzw. Krankheiten wie Anämien ohne Eisenmangel bei Blutspendern, chronischobstruktive Lungenerkrankung, Multiple Sklerose, Nicht-Migräne- Kopfschmerzen, Schlaganfall, Narkolepsie und Ataxien fand sich keine ausreichende oder nur eine fragliche Evidenz.
Dessen ungeachtet sollte eine für das RLS möglicherweise ursächliche und therapiebare Krankheit – außer Eisenmangel auch Bluthochdruck oder Diabetes – so schnell wie möglich behandelt werden. JL
Kommentar

Eine Schlussfolgerung der Autoren aus der Beschäftigung mit dem Thema ist ein verändertes RLS-Konzept: So könnte die Kausalität, die die strenge ätiologische Unterscheidung von primärem = idiopathischem und sekundärem = symptomatischem RLS impliziert, aufgrund der möglichen Gen-(Mikro-) Umwelt-Interaktionen nicht adäquat sein. Die Unterscheidung ist z. B. im neuen DSM-V in der Tat entfallen. Das RLS sollte als ein kontinuierliches Spektrum angesehen werden, an dessen einem Ende ein maßgeblicher genetischer Einfluss (u. a. bekannt geworden ist MEIS1) und an dessen anderem Ende ein klarer Einfluss von Umweltfaktoren und/oder komorbiden Erkrankungen steht.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Trenkwalder C et al.: Restless legs syndrome associated with major diseases: A systematic review and new concept. Neurology 2016; 86(14): 1336-43

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