Alkoholkrankheit

Neuro-Depesche 7/2003

Risikofaktoren für Suizidversuche untersucht

Alkoholismus geht mit einer erhöhten Rate an Suizidversuchen einher, etwa 5% der Alkoholkranken sterben durch eigene Hand. In einer großen prospektiven Langzeitstudie wurde jetzt erstmalig nach Risikofaktoren für eine erhöhte Suizidwahrscheinlichkeit gesucht.

Einbezogen waren 1237 behandlungssuchende Alkoholiker (nach DSM-III-R) der "Collaborative Study on the Genetics of Alcoholism". Gemäß Studienziel nahmen überproportional viele Abhängige aus "Alkoholikerfamilien" teil. Zu Untersuchungsbeginn wurden suizidales Verhalten, psychiatrische Erkrankungen und Missbrauch anderer Substanzen in einem semistrukturierten Interview erfragt. Bei Wiederholung nach durchschnittlich 5,4 Jahren hatten 56 der Alkoholabhängigen einen Suizidversuch unternommen, weitere vier waren durch Suizid verstorben. Patienten mit Suizidversuch hatten mit einer größeren Wahrscheinlichkeit schon einen früheren Suizidversuch hinter sich als die übrigen Studienteilnehmer. Als weitere Risikofaktoren errechneten sich jüngeres Alter, Leben in Trennung oder Scheidung, Abhängigkeit von anderen Substanzen als Alkohol, substanzinduzierte psychiatrische Störungen sowie eine hochgradige Alkoholabhängigkeit mit altersmäßig frühen Beginn und starken Entzugserscheinungen bei Absetzversuchen. Bei eindeutigen Korrelationen mit der Suizidwahrscheinlichkeit lag der Anteil der Varianz, die durch die Gesamtheit dieser Risikofaktoren erklärt wurde, bei maximal 36%. Somit blieben eine ganze Reihe von suizidfördernden Einflüssen leider unidentifiziert. Das Geschlecht hatte in dieser Risikogruppe auf die weitere Suizidhäufigkeit keinen Einfluss. (bk)

Quelle: Preuss, UW: Predictors and correlates of suicide attempts over 5 years in 1,237 alcohol-dependent men and women., Zeitschrift: AMERICAN JOURNAL OF PSYCHIATRY, Ausgabe 160 (2003), Seiten: 56-63

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