Psychiatrische Behandlung in einem deutschen Gefängniskrankenhaus

Neuro-Depesche 1-2/2020

Risikofaktoren für gewalttätiges Verhalten

Gewalttätiges Verhalten ist in Strafvollzugsanstalten leider an der Tagesordnung. Jetzt wurde in einer Fall-Kontroll-Studie in einem Berliner Gefängniskrankenhaus nach Zusammenhängen mit psychiatrischen Krankheiten und anderen Risikofaktoren gesucht.
In der JVA Plötzensee wurden retrospektiv alle 210 Zwischenfällle (1997 – 2006; 2010 – 2016) ausgewertet. Unter den 210 gewalttätigen Inhaftierten ergaben sich vs. 210 Gefangenen ohne Gewalttverhalten keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf Alter und Haftstatus.
Doch auch nach Kontrolle auf Variablen wie sozioökonomische Merkmale etc. bestand ein signifikant (p < 0,001) erhöhtes Gewaltrisiko bei den Inhaftierten mit Schizophrenie-Diagnose (68,1% vs. 47,6 %; Odds Ratio: 2,17; p < 0,001). Signifikant weniger Gewaltverhalten fand sich dagegen bei deutscher vs. nicht-deutscher Staatsangehörigkeit (OR: 0,53), bei Gefangenen mit Kindern (OR: 0,3) und jenen, die schon einmal verurteilt worden waren (OR: 0,3) oder bei denen ein Dolmetscher eingesetzt worden war (OR: 0,28). Dies spricht für sich selbst. HL
Quelle: Seidel P et al.: Violent behavior during psychiatric inpatient treatment in a German prison hospital. Front Psychiatry 2019; 10: 762 [Epub 31. Okt.; doi: 10.3389/ fpsyt.2019.00762]]

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x