Emotionserkennungstest bei Menschen mit hohem Psychose-Risiko

Neuro-Depesche 1-2/2020

Ärger-Wahrnehmung und Globalfunktion

Ein nachteiliges funktionelles Outcome wurde bei Psychose-Patienten mit neuroanatomischen Auffälligkeiten und Störungen der Emotionsverarbeitung in Verbindung gebracht. Derartige Bezüge fanden sich jetzt auch bei Personen mit hohem Psychose-Risiko.
In der naturalistischen Fall-Kontroll-Studie an neun Psychose-Früherkennungszentren wurden 213 junge Erwachsene mit hohem Psychose-Risiko initial und nach zwölf Monaten klinisch sowie mittels Degraded Facial Affect Recognition (DFAR), MRT-Volumetrie und der Global Assessment of Functioning (GAF)-Skala untersucht. Beim Follow-up nach zwei Jahren hatten 44 der Gefährdeten (20,7 %) eine Psychose entwickelt.
39 Personen des Kollektivs (30,0 %) zeigten nach zwei Jahren eine gute (GAFScore ≥ 65) und 91 (70,0 %) eine schlechte Gesamtfunktion (GAF-Score < 65). Eine bessere Erkennung der Emotion „Ärger“ zu Studienbeginn war signifikant mit einem schlechteren funktionellen Outcome verbunden (Odds Ratio: 0,88; p = 0,03). Bei Personen mit guten GAF-Werten fanden sich signifikante positive Assoziationen zwischen Wuterkennung und Hippokampus- Volumen (p = 0,02) sowie zwischen Angsterkennung und medialem präfrontalen Kortexvolumen (p = 0,02). Entgegen der Erwartung ergaben sich keine signifikanten Bezüge zwischen DFAR und Amygdala-Volumina.
Schließlich war auch der Psychose-Beginn nicht mit der initialen DFAR-Leistung verbunden (OR für neutrale Gesichter 0,93; für zufriedene 1,03, ängstliche 0,98 und wütende Gesichter 1,00). In der Relation von Erkennungsleistung und regionalen Volumina der grauen Substanz ergaben sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen Personen, die eine oder keine Psychose entwickelten. HL
Kommentar
Interventionen, die auf die sozioemotionale Verarbeitung abzielen, könnten möglicherweise das funktionelle Outcome bei Personen mit einem hohen Psychose-Risiko verbessern.
Quelle: Modinos G et al.: Association of adverse outcomes with emotion processing and its neural substrate in individuals at clinical high risk for psychosis. JAMA Psychiatry 2019 [Epub 13. Nov.; doi:10.1001/ jamapsychiatry.2019.3501] neuro-depesche.de/200235
ICD-Codes: F29

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