Therapie der MS mit Fertigarzneien

Neuro-Depesche 7-8/2022

Review zur Wirksamkeit und Verträglichkeit

In einer aktuellen Übersichtsarbeit wird die Evidenz für die Wirksamkeit der Cannabis-basierten Fertigarzneimittel Dronabinol, Nabilon und Nabiximols auf die Symptome bzw. Begleitsymptome der MS und ihre Verträglichkeit zusammengetragen.
MS-Patienten leiden sehr häufig unter Spastizität und Muskelkrämpfen (meist der Beine) sowie neuropathischen und anderen Schmerzen. Daneben treten auch Tremor, Dysarthrie und – meist in späteren Krankheitsstadien – Blasenfunktionsstörungen auf. Regelmäßig werden anfänglich leichte, im Verlauf zuehmende kognitive Störungen, z. B. der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und des Gedächtnisses, beobachtet.
Die üblichen immunmodulatorischen Therapien beeinflussen diese Symptome in der Regel nicht oder nicht ausreichend, so dass Zusatztherapien und/oder rehabilitative Maßnahmen eingesetzt werden. Aus dem umfangreichen Review der Studienliteratur zu den drei Cannabis-basierten Fertigarzneien hier (in alphabetischer Reihenfolge) die kondensierte Zusammenfassung der Wirkungen und Verträglichkeit.
  • Dronabinol (oral): Hochwirksam in der Behandlung der Schmerzen bei MS-Patienten. Signifikante Verbesserung der Schlafstörung bei MS. Andere Symptome werden nur wenig oder gar nicht gebessert. Generell leichte bis moderate Nebenwirkungen: Schwindel, Mundtrockenheit und Müdigkeit.
  • Nabilon (oral): Vorteilhafte Wirkungen bei der Verringerung der meisten MS-Symptome einschließlich Spastik, Schmerzen und Blasenfunktionsstörungen. Besserung der Lebensqualität. Keine signifikanten Auswirkungen auf den Tremor, keine klinische Daten zu Schlafproblemen, MS-bedingter Behinderung und Progression. Generell leicht bis moderate Nebenwirkungen wie Schwindel, Mundtrockenheit, Müdigkeit und Asthenie.
  • Nabiximols (Oromukosalspray): Deutliche Verbesserung von MSbedingter Spastizität, Schmerzen und Schlafstörungen. Geringfügige Linderung der Blasenfunktionsstörungen von MS-Patienten und günstige, aber statistisch nicht-signifikante Effekte auf Lebensqualität (HRQoL). Erfolglos bei MS-bedingtem/r Tremor und Ataxie. Keine wesentlichen Änderungen der MS-bedingten Behinderung und der Progression. Moderate Nebenwirkungen wie Schwindelgefühl, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schwindel und Mundtrockenheit. HL
Quelle: Haddad F et al.: The efficacy of cannabis on multiple sclerosis-related symptoms. Life (Basel) 2022; 12(5): 682 [Epub 5. Mai; doi: 10.3390/life12050682]

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