Demenz vom Alzheimer-Typ

Neuro-Depesche 7/2004

Retrogenese charakterisiert den Verlauf

Neben der Pharmakotherapie, z.B. mit dem NMDA-Rezeptorantagonisten Memantine, benötigen Patienten mit einer Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) eine dem Krankheitsstadium angepasste Betreuung und Förderung. Die von Prof. Barry Reisberg, New York, aufgestellte Theorie der Retrogenese liefert hierbei wertvolle Hilfe.

Die DAT verläuft genau umgekehrt wie die kindliche Entwicklung; so entspricht beispielsweise das FAST (Functional Assessment Staging)-Stadium 7 dem Entwicklungsstand eines Neugeborenen bis 18 Monate alten Säuglings, erläuterte Reisberg auf einem ZNS-Symposium. Patienten in diesem Stadium benötigen ebenso wie Babies vollzeitige Pflege und Begleitung, sie sind ebenso empfindsam und verletzlich wie ein Säugling. Diese von Reisberg als Retrogenese bezeichnete "Rückentwicklung" der DAT-Patienten stellt einen neuen Denkansatz zur Entstehung sowie zur medizinischen und nicht-pharmakologischen Behandlung dar. Reisberg definiert die Retrogenese als "den Prozess, bei dem degenerative Mechanismen die Mechanismen der normalen Kindheitsentwicklung umkehren." Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Prozessen wurden bereits neuropathologisch, biomolekular, neurologisch und verhaltensmäßig beschrieben. So weisen PET-Aufnahmen des Gehirns eines DAT-Patienten im späten Stadium und des Gehirns eines Kleinkindes deutliche Ähnlichkeiten auf. Die zwischen der kindlichen Entwicklung und der einer DAT beobachteten Parallelen könnten, so Reisberg, wenn sie richtig verstanden und angewendet werden, hilfreich für die adäquate und menschliche Behandlung und Begleitung dementer Patienten sein. Zusammen mit der Pharmakotherapie - hier wurden, so betonte Reisberg, vor allem im mittleren und späten Stadium mit Memantine sehr gute Erfolge erzielt - verhelfen der Retrogenese-Theorie entsprechende und dem Erkrankungsstadium angepasste leichte Aufgaben und Tätigkeiten (z.B. Erlernen des Kalenders, Blättern in einem Bilderbuch) den Patienten auch im letzten Stadium zu einem würdigen Dasein. Kein DAT-Patient, so betonte Reisberg, muss leiden, auch nicht im Endstadium der Erkrankung. (GS)

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