Nervenultraschall bei hATTR

Neuro-Depesche 11-12/2020

Red flags und Progressionsmarker

Die Diagnoseverzögerung bei Patienten mit hereditärer Transthyretin-Amyloidose (hATTR) verhindert eine frühzeitige Behandlung und erhöht die Mortalität. Italienische Neurologen suchten mittels Nervenultraschall (US) nach Red flags für die Früherkennung und nach potenziellen Biomarkern der Krankheitsprogression.
In sieben Zentren wurden 62 Personen (34 Männer, 28 Frauen, 59,8 ± 12 Jahre alt) mit TTR-Mutation (zumeist Phe64Leu, Val30Met und Glu89Gln) identifiziert. 34 zeigten eine axonale Polyneuropathie (PNP). Die 28 ohne PNP wurden als präsymptomatische Mutationsträger angesehen. Insgesamt 49 Patienten wiesen ein Karpaltunnelsyndrom (CTS) auf.
Die TTR-PNP-Gruppe zeigte in der Sonographie mehrerer Nerven (u. a. N. medianus, ulnaris, fibularis und ischiadicus) proximal einen größeren Nervenquerschnitt (Cross-sectional area, CSA) als die präsymptomatischen Mutationsträger. Der Unterschied war im Plexus brachialis besonders deutlich (97,5 vs. 65,5 mm2; p < 0,001). In der TTR-PNP-Gruppe mit CTS war die CSA des N. medianus signifikant kleiner als bei den 1.196 Kontrollen mit idiopathischem CTS (iCTS; p = 0,003).
Während die CTS-Schwere nach Padua’s Scale bei den iCTS-Kontrollen direkt mit der mittleren Nerven-CSA korrelierte (r: 0,55; p < 0,01), fand sich in der Untergruppe der hATTR-Personen mit isoliertem CTS ohne PNP (11 mit uni-, 5 mit bilateralem CTS) keine signifikante Realtion zwischen CSA und CTS-Schwere (r: -0,473). JL
Fazit
Die Verdickung proximaler Nerven (insb. im Plexus brachialis) und die „morphofunktionelle Dissoziation“ des N. medianus bei CTS im Ultraschall könnten bei der Früherkennung der hATTR bzw. der Überwachung präsymptomatischer TTR-Träger hilfreich sein.
Quelle: Salvalaggio A et al.: Nerve ultrasound in hereditary transthyretin amyloidosis: red flags and possible progression biomarkers. J Neurol 2020 [Epub 4. Aug.; doi: 10.1007/s00415-020-10127-8]

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