SMA

Neuro-Depesche 10/2020

Real World-Daten zur Einmal-Gentherapie mit Onasemnogen-Abeparvovec

Nach der US-amerikanischen FDA (Mai 2019) hat nun auch die EMA (am 18. Mai 2020) die innovative Einmal-Gentherapie Onasemnogen-Abeparvovec zur Behandlung von Kindern mit 5q-assoziierter spinaler Muskelatrophie (SMA) zugelassen. Studiendaten und erste praktische Erfahrungen mit der Behandlung schilderten jetzt SMA-Experten auf einem virtuellen Symposium von Avexis im Rahmen des DGKJ-Kongresses 2020.
Onasemnogen-Abeparvovec ist die erste und bislang einzige Einmal-Gentherapie mit kausalem Ansatz. Die i.v.-Infusion schleust mithilfe eines ZNS-gängigen adeno-assoziierten (AAV9)-Vektors ein Transgen u. a. in die Zellkerne der Motoneurone ein. Die funktionale Kopie des fehlenden oder nicht funktionsfähigen Survival of Motor Neuron(SMN)1-Gens liegt als episomale DNA extrachromosomal im Zellkern und bewirkt anhaltend die kontinuierliche Expression eines funktionalen SMN-Proteins.
Die Resultate der der EMA-Zulassung zugrunde liegenden Studien STR1VE-US und START wurden in den ersten Real-World- Daten aus den USA weitgehend bestätigt, so PD Jonas Denecke, Hamburg. Von den 21 Kindern, die Onasemnogen-Abeparvovec im Alter von 1 – 23 Monaten erhielten, waren elf mit Nusinersen vorbehandelt. Insgesamt sprachen alle gut auf die Gentherapie an. Während sich der Verlauf bei 11 % der Kinder stabilisierte, erzielten 89 % motorische Verbesserungen – nach vier Monaten mehr als zwei Drittel (70 %) um mehr als drei Punkte im CHOP-INTENDScore.
Unter den acht (vortherapierten) deutschen SMA-Patienten, die die Gentherapie im Alter zwischen 5 und 23 Monaten erhielten, zeigten alle eine verbesserte motorische Entwicklung, sechs erreichten sogar neue Meilensteine wie Kopfkontrolle und Stehen mit Unterstützung, schilderte Claudia Weiß, Berlin. Onasemnogen- Abeparvovec wirkte sich außerdem positiv auf die Atmung und – bei drei von sechs Betroffenen – auf die beeinträchtigte Schluckfunktion aus.
Zur Beurteilung des innovativen Therapieansatzes werden, so Chair Prof. Angela M. Kaindl, Berlin, „weitere Langzeitdaten der derzeit behandelten Kinder hilfreich sein“. JL
Quelle: Virtuelles Symposium: „Spinale Muskelatrophie – Herausforderungen bei der Diagnostik und neue Möglichkeiten der Therapie“, Kongress Kinder- und Jugendmedizin aktuell – DGKJ Online-Update 2020, 19. Sept. 2020. 

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