Die Ausrottung von Polio
Praxis-Depesche 10/2018
Rückschläge auf den letzten Metern
Mit Impfungen ist es im Prinzip möglich, Krankheiten weltweit vollständig auszulöschen, wie bei den Pocken gezeigt. Dieses Ziel hoffte man auch im Fall der Kinderlähmung zu erreichen, doch die Skepsis steigt.
Vergangenes Jahr registrierte man nach Angaben der Global Polio Eradication Initiative (GPEI) dank der weltweiten Impfung nur 22 Fälle von Infektionen mit dem Polio-Wildvirus, ein Rückgang um 99,9% gegenüber 1998. Die Bemühungen um eine vollständige Polio-Eradikation sind laut Michel Zaffran, Direktor des Polio-Eradikationsprogramms der WHO, jedoch im Rückstand. Das Polio-Wildvirus ist noch endemisch in Afghanistan, Pakistan und Nigeria. Sorgen macht man sich aber vor allem um Polio-Fälle durch eine Mutante, die von dem abgeschwächten Typ-2-Lebendvirus im Impfstoff stammt. Solche traten kürzlich in Papua-Neuguinea, in der Volksrepublik Kongo und in Syrien auf. Seit dem Jahr 2000 hat es bereits knapp 760 derartiger Infektionen in 21 Ländern gegeben. Im Jahr 2016 war der Typ 2 aus dem trivalenten oralen Impfstoff herausgenommen worden. Dessen Mutante scheint sich dennoch weiter auszubreiten – Anzeichen einer mangelhaften Überwachungssituation. In Problemländern wie Pakistan gibt es hartnäckigen Widerstand gegen Impfkampagnen. Die Erfolge könnten größer sein, wenn die Helfer von Einheimischen gestellt würden. In jedem Fall muss das Eradikationsprogramm verstärkt vorangetrieben werden. WE
Quelle: Devi S: Setbacks in the fight to eradicate polio. Lancet 2018; 392, 201-2