Die Forscher befragten Zwillingseltern mit Kindern im Alter zwischen neun und 12 Jahren. Von 247 Kindern (144 Jungen, 103 Mädchen) litten 95 unter einer ADHS sowie u. a. 74 unter Lernschwäche, 35 unter TIC-Störung, 27 unter Autismus, etc., 157 waren unauffällige Geschwister. Als Kontrollgruppe dienten 46 geworsunde Nicht-Zwillinge. Im Alter von 15 Jahren wurden schulische Leistungen, Sozialverhalten, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie Funktionalität im Alltag (mit der Children’s Global Assessment Scale, CGAS) erfasst.
Unter allen Jugendlichen war antisoziales Verhalten mit 51,8% am häufigsten, gefolgt von Alkoholmissbrauch mit 28,9%. Zudem wurden Probleme mit Gleichaltrigen (23,6%), in der Schule (23,6%) sowie im Tagesablauf (15,3%) berichtet. Rund 15% hatten bereits Drogen konsumiert. Nur bei etwa 20% lagen keine derartigen Auffälligkeiten vor.
Bei den 15-Jährigen, bei denen zwischen neun und 12 Jahren eine ADHS diagnostiziert worden war, war antisoziales Verhalten mit 66,3% am häufigsten (darunter Kriminalität 41,1%; Körperverletzung 31,6%). Diese Unterrubriken waren nur bei den Jugendlichen mit einer Tic-Störung häufiger positiv (45,7% bzw. 40%).
Gegenüber der Gesamtgruppe der Teilnehmer mit anderen Störungen hatten die 95 ADHS-Kinder im Alter von 15 Jahren ein deutlich höheres Risiko für Alltagsbeeinträchtigungen (CGAS ≤ 60; Odds Ratio: 3,33), schulische (OR: 2,28) und soziale Probleme (OR: 2,67) sowie Alkoholmissbrauch (OR: 1,97). Dabei blieb der Einfluss der ADHS sogar nach Berücksichtigung aller Komorbiditäten und des Ausbildungsgrades der Eltern hinsichtlich antisozialen Verhaltens (OR: 2,16) und Alltagsbeeinträchtigungen (OR: 3,25) signifikant. Interessanterweise verhielten sich die gesunden Zwillinge weniger problematisch als ihre erkrankten Geschwister, waren jedoch im Vergleich zu den Kontrollen noch deutlich auffälliger (Kriminalität: 36,9% vs. 15,2%; Körperverletzung: 34,4% vs. 23,9%). NW