Fallbericht

Neuro-Depesche

Psychose und Suizidalität nach GPi-Stimulation

Die meisten neuropsychiatrischen Komplikationen wurden nach einer tiefen Hirnstimulation (THS) des Nucl. subthalamicus (STN) beschrieben. Jetzt wurde ein schwerer Fall einer psychotischen und depressiven ... unter einer THS des Globus pallidus internus (GPi) beobachtet.

Der 61-jährige Mann (im Hoehn & Yahr-Stadium 3) unterzog sich aufgrund medikamentenresistenter motorischer Fluktuationen und Dyskinesien einer bilateralen GPi-THS. Anamnestisch hatte er vor längerer Zeit im Zusammenhang mit einer höher dosierten Dopaminagonisten-Therapie Symptome einer Impulskontrollstörung gezeigt, wies aber ansonsten keine vergangene oder gegenwärtige psychiatrische Symptomatik auf.

Während der intraoperativen Stimulationstestung, die im Übrigen die erwünschten motorischen Besserungen bewirkte, beschrieb der Mann eine unspezifische negative Gefühlslage, fühlte sich „unwohl“ und „down“.

Zwei Stunden nach dem Eingriff setzten bei dem Patienten akut eine schwere Paranoia und Depression ein. Begleitet von einer intensiven Traurigkeit wünschte er sich, seiner Ehefrau zu schaden, sie und sich selbst gewaltsam zu töten. Alle psychiatrischen Symptome verschwanden abrupt nach Abbruch der Stimulation und kehrten bei erneuter Stimulation sofort zurück. Nach Inaktivierung der verantwortlichen (rechtsseitigen) Elektroden blieben die psychiatrischen Symptome dauerhaft aus.

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Fazit
Dies ist nun der weltweit dritte Fall von Suizidalität nach einer GPi-THS. Während diese in den früheren zwei Berichten ein bis drei Jahre nach der Operation auftrat, setzte sie im geschilderten Fall direkt nach dem Eingriff ein. Im Übrigen ist eine postoperative Suizidalität eines der wichtigsten und potenziell vermeidbaren Risiken einer STN-THS. Sie ist im ersten postoperativen Jahr signifikant erhöht ist und dies bleibt so bis zum vierten Jahr. Eine Metaanalyse von 18 Studien ergab nach einer STN-THS eine gepoolte Rate an Suizidgedanken von 4 % und von vollendeten Suiziden von 1 %.

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