Kryptomärkte analysiert

Neuro-Depesche 5-6/2019

Psychopharmaka-Handel im Darknet

Der (nicht-medizinische) Konsum verschreibungspflichtiger psychiatrischer Medikamente ist ein global zunehmendes Problem. Die Aufdeckung erweist sich oft als schwierig, weil der illegale Handel vielfach über Kryptomärkte bzw. im Darknet abgewickelt wird.

Zwischen Sept. 2013 und Juli 2016 wurden 31 aktive Kryptomärkte mittels digitalem Tracing (DATACRYPTO-Software) erfasst und auf Umsatztrends für sieben – auf ihrer Hauptindikation oder der beabsichtigten Verwendung in der psychiatrischen Praxis basierende – Psychopharmaka-Gruppen analysiert.
Sedativa (wie Diazepam und Alprazolam), Stimulanzien (hauptsächlich Adderall, Modafinil und Methylphenidat) und Opioidsubstitute machten den größten Umsatzanteil aus. Dabei waren Verbrauch und Trends je nach Land unterschiedlich. Bei Sedativa beispielsweise führend sind die USA (41 %), das Vereinigte Königreich (UK; 31 %), Australien (7,3 %), Kanada (5,8 %) und Deutschland (5,7 %)
Das UK verzeichnet einen sehr hohen und steigenden Umsatz von Beruhigungsmitteln, während in den USA daneben zunehmend Stimulanzien (fast 60 %) und Medikamente zur Behandlung der Opiatabhängigkeit (64 %) wie Methadon gehandelt werden. Letztere sind auch in Deutschland besonders gefragt (11 %). Auf dem gesamten europäischen Festland ist das Bild weniger homogen, u. a. werden in Ländern Mittel- und Nordeuropas unerwartet hohe Umsätze verzeichnet. Außer in den USA zeigte sich auch in Australien und im UK ein Trend zu dem stärkeren Sedativum Alprazolam.
Der Kryptomärkte-Verkauf von Antidepressiva, Antipsychotika, Stimmungsstabilisierern und Antidementiva – allesamt Medikamente mit begrenztem Missbrauchspotenzial – war wie erwartet vernachlässigbar. Dies weist darauf hin, dass diese Art der Online-Beschaffung in den seltensten Fällen einer Selbstmedikation psychischer Probleme dient. JL
Kommentar

Auf Kryptomärkten werden erwartungsgemäß überwiegend Psychopharmaka mit starken beruhigenden, stimulierenden oder euphorisierenden Wirkungen verkauft. Da dieser Handel mit gefährlichen, bei Überdosierung potenziell tödlichen Mitteln zuzunehmen scheint, ist mit sehr negativen gesundheitlichen Folgen bei vielen Menschen zu rechnen.

Quelle:

Cunliffe J et al.: Nonmedical prescription psychiatric drug use and the darknet: A cryptomarket analysis. Int J Drug Policy 2019; pii: S0955-3959(19)30024-6 [Epub 12. Feb.; doi: 10.1016/j.drugpo.2019.01.016]

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