Mehrfach betroffene Familien

Neuro-Depesche 4/2006

Psychiatrische Komorbidität bei Eltern mit ADHS

US-Psychiater stellten die bislang größte Studie zu psychiatrischer Komorbidität bei Erwachsenen mit ADHS vor, die nicht im Rahmen klinischer Studien rekrutiert worden waren. Sie fanden eine deutlich erhöhte psychiatrische Komorbidität.

Beim Studienkollektiv handelt es sich um 435 Elternteile, die mehr als ein Kind mit ADHS haben. 152 (35%) wiesen selbst eine Lebenszeit-Diagnose einer ADHS auf; die Rate an persistierender ADHS betrug 52% (n = 79). Die 152 Betroffenen waren häufiger ungelernte Arbeiter und hatten seltener einen College-Abschluss. Gegenüber den nicht betroffenen Elternteilen wiesen sie eine erhöhte psychiatrische Komorbidität auf: Bei 87% lag mindestens eine, bei 56% lagen mindestens zwei psychiatrische Lifetime-Störungen vor. Unter den Eltern ohne ADHS war dies nur bei 64% bzw. 27% der Fall. In Übereinstimmung mit früheren Studien wurden bei den betroffenen Erwachsenen häufiger depressive Erkrankungen, Angststörungen und disruptives Verhalten festgestellt. Das ebenfalls höhere Risiko für Drogenmissbrauch war nicht direkt auf die ADHS zurückzuführen, sondern hing eher von den Faktoren disruptives Verhalten, männliches Geschlechts und niedrigerer sozioökonomischer Status ab. Depressive Störungen/Dysthymien traten in dieser Gruppe offenbar früher auf als bei Erwachsenen, die nicht an ADHS litten. Weibliches Geschlecht der ADHS-Betroffenen erhöhte die Wahrscheinlichkeit für affektive und Angststörungen, männliches Geschlecht die für Drogenmissbrauch.

Quelle: McGough, JJ: Psychiatric comorbidity in adult attention deficit hyperactivity disorder: Findings from multiplex families, Zeitschrift: AMERICAN JOURNAL OF PSYCHIATRY, Ausgabe 162 (2005), Seiten: 1621-1627

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