Metaanalyse: Wirken Antipsychotika antientzündlich?

Neuro-Depesche 9/2018

Proinflammatorische Zytokine verringert, antiinflammatorische erhöht

Es wird vermutet, dass die Schizophrenie eine immunologische pathogenetische Komponente mit einer erhöhten Entzündungsaktivität aufweist. Französische Forscher untersuchten nun die Kinetik verschiedener Zytokin-Spiegel vor und während der Behandlung schizophrener Patienten mit Antipsychotika in einer Metaanalyse.

Es wurden 47 Studies identifiziert, in denen Zytokin-Serumkonzentrationen bei Schizophrenie-Patienten vor und nach Beginn der Therapie mit diversen Antipsychotika (Aripiprazol, Clozapin, Haloperidol, Olanzapin, Quetiapin, Risperidon) in-vivo bestimmt worden waren – darunter verschiedene Interleukine (IL), Interferon-y (IFNy), Tumor Nekrose Faktor-a (TNFa) und löslicher (soluble) TNF-2-Rezeptoren (sTNF-2R) und IL-2-Rezeptoren (sIL2R).
Die gepoolte Auswertung ergab unter den proinflammatorischen Zytokinen nach Beginn der Antipsychotika-Therapie eine signifikante Abnahme der ‚Standardized mean difference‘ (SMD) von IL-1ß (n = 7 Studien; SMD -0,40; p < 0,0001) und IFNy (n = 8; SMD -0,38; p = 0,01) sowie eine tendenzielle Verringerung von IL-6 (n = 21; SMD -0,22; p = 0,08), TNF-a (n = 19; SMD -0,32; p = 0,07) und IL-4 (n = 7; SMD -0,47; p = 0,08). Zusätzlich zeigte die Metaanalyse unter den antiinflammatorischen Zytokinen nach Antipsychotika-Start eine signifikante Abnahme der Spiegel des solublen TNF-R2 (n = 3; SMD -0,94 p < 0,001) und des sIL2-R (n = 11; SMD +0,26; p = 0,03).
Die Metaregressionsanalyse zu den Effekten der Zytokine ergab (unter Einrechnung demographischer und klinischer Variablen) eine signifikante Korrelation zwischen den durchschnittlichen IL6-Spiegeln (SMD) und der Positivsymptomatik nach einem Schizophrenia Symptom Score vor und nach Behandlungsbeginn (r = 0,81; p = 0,001) und einen diesbezüglichen Trend für IL-10 (r = 0,76; p = 0,08). Andere Korrelationen fanden sich nicht. HL
Kommentar

Dieser Metaanalyse zufolge bewirken die gebräuchlichen Antipsychotika insgesamt eine Veränderung der Zytokin-Spiegel hin zu einem antiinflammtorischen Profil. Aufbauend auf der Immun-Hypothese könnte diese in die Richtung einer Normalisierung der bei schizophrenen Patienten gestörten Balance gehen. Die Veränderungen der Interleukin-6-Spiegel könnten möglicherweise als Biomarker einer Besserung der Positivsymptome dienen. Hier nicht dargestellt sind übrigens die durchaus unterschiedlichen Zytokin-Effekte nach Stratifizierung auf die verwendeten Substanzen und auf die aktuelle Diagnose (Erstepisode, Psychose-Rezidiv, chronische Schizophrenie etc.).

Quelle:

Romeo B et al.: Kinetics of cytokine levels during antipsychotic ... Int J Neuropsychopharmacol 2018; XX(XX): 1–9 [Epub 17. Juli; doi:10.1093/ijnp/pyy062]

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