In die prospektive Längsschnittstudie wurden 93 seit durchschnittlich 3,9 Jahren erkrankte Patienten (79,6 % Frauen) mit zumeist schubförmiger MS eingeschlossen. Sie unterzogen sich intial sowie nach ein, zwei und sechs Jahren einer OCT. Die Dicke von mGCIPL und pRNFL wurde mit dem Fortschreiten der Behinderung über sechs Jahren abgeglichen. Diese war definiert als anhaltende Verschlechterung des EDSS-Scores (je nach initialem Wert um ≥ 1,0 bzw. 0,5 Punkte) und/oder der Kognition mit einer Reduktion um ≥ 4 Punkte im Symbol Digital Modalities Test (SDMT) oder einer Abnahme des SDMT-Scores um ≥ 10 % gegenüber dem Ausgangswert.
Insgesamt 57 Patienten (61,3 %) erfuhren über 6,3 Jahre eine Zunahme der Behinderung, darunter 40 (43,0 %) einen EDSS-Anstieg, 34 (36,6 %) einen kognitiven Abbau und 17 (18,3 %) beides. Im Durchschnitt betrug die Dicke der pRNFL und der mGCIPL im Kollektiv zu Studienbeginn 93,0 μm bzw. 75,2 μm, die jährliche Ausdünnung der pRNFL/mGCIPL lag bei 1,0/1,0 μm über das erste Jahr, 1,3/1,0 μm über zwei und 1,3/1,6 μm über sechs Jahre.
Signifikante Prädiktoren der Progression
Patienten mit Behinderungsprogression hatten nach sechs Jahren eine geringere mGCIPL- (73,6 vs 77,7 μm; p = 0,006) und pRNFL-Dicke (91,5 vs 95,5 μm; p = 0,062) als die behinderungsstabilen Patienten. Sie zeigten auch höhere annualisierte Verdünnungsraten in Jahr 6 mit 2,2 vs. 0,6 μm (p < 0,001) in der aLGCIPL und 1,4 vs. 1,1 μm (p = 0,167) in der pRNFL. Bspw. erhöhten eine initiale GCIPL-Dicke < 77 μm und eine pRNFL-Dicke < 88 μm das Progressionsrisiko um das 8,5- bzw. 9,2-Fache.
Fazit: In der multivariaten Analyse erwiesen sich beide OCT-Befunde als signifikante Prädiktoren der Progression. Die Zusammenhänge waren im Allgemeinen stärker für mGCIPL als für pRNFL und stärker für die Vorhersage der EDSS- als der kognitiven Verschlechterung. HL