Lange als Schüchternheit verkannt

Neuro-Depesche 5/2008

Prävalenz, Komorbidität und Therapie der sozialen Phobie

Ursprünglich wurde „Schüchternheit“ als Normvariante begriffen, ihr Krankheitswert auch bei schwerer Ausprägung nicht wahrgenommen. Erkenntnisse der jüngeren Zeit zeigen, dass es sich bei der sozialen Phobie um eine ernste psychiatrische Störung handelt. Namhafte US-Experten beschäftigten sich jüngst in einer Übersichtsarbeit mit Prävalenz, Diagnostik und Therapie der „Social anxiety dis­order“ sowie ihren möglichen neurobiologischen Ursachen.

Die soziale Phobie ist mit einer Zwölfmonats- bzw. Lebenszeitprävalenz von bis zu 7,1% bzw. 12,1% offenbar eine der häufigsten Angststörungen in der Bevölkerung. Die Erkrankung zeichnet sich durch einen frühen Krankheitsbeginn aus. So besteht sie bereits im Alter von elf Jahren in 50% und im Alter von 20 Jahren in etwa 80% der Fälle. Für die soziale Phobie wurde nachgewiesen, dass sie mit einem Abbruch des Schulbesuchs einhergeht.

Die soziale Phobie stellt einen wesentlichen Risikofaktor für weitere psychiatrische Erkrankungen wie depressive Stö­run­gen und Suchtkrankheiten dar. Außerdem ist sie oft vergesellschafttet mit Ess­­­störungen und Zwangserkrankung. Nicht selten besitzen Patienten mit sozialer Phobie eine vermeidende Persönlichkeit.

Ihre eigentlichen Ursachen sind noch weitgehend unklar, es scheint kein wesentlich erhöhtes Risiko für einen Miss­brauch in der Kindheit zu bestehen. Es liegt eine erbliche Komponente vor, und genetische Studien lieferten Hinweise auf einige Risiko-Gene, aber die Ergebnisse sind noch nicht schlüssig. Funktionelle Bildgebungsstudien weisen auf eine erhöhte Aktivität in der Amygdala und im Kortex der Insula hin, bei Patienten mit generalisierter sozialer Phobie wurden dopaminerge Dysfunktionen im Nucl. caudatus des Striatums (u. a. eine verringerte Rezeptordichte) festgestellt. Es ist daher von Störungen in kortikolimbischen und möglicherweisen auch kortikostriatalen Netzen auszugehen.

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