Vaskuläre Demenz

Neuro-Depesche 2/2005

Präklinische Phase wie bei der DAT?

Im klinischen Bild früher Stadien bestehen zwischen der Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) und der vaskulären Demenz (VaD) etliche Überschneidungen. Bei den DAT-Patienten liegen bereits vor der Demenzmanifestation Symptome wie kognitive Defizite vor. Gibt es ein solches Vorstadium auch bei Patienten, die später eine VaD entwickeln? Und ähneln diese präklinischen Symptome denen bei der DAT?

Um diese Fragen zu beantworten, wurden 699 nicht-demente Bewohner einer Stockholmer Gemeinde (Alter > 75 Jahre), Teilnehmer eines populationsbasierten Studienkollektivs, für eine prospektive Studie rekrutiert. Während des dreijährigen Follow-up entwickelten 35 Teilnehmer eine klinisch, u.a. mit dem Hachinski-Score diagnostizierte VaD und 170 eine DAT, die übrigen Teilnehmer dienten als Kontrollgruppe. Kognitive Veränderungen wurden anhand der Gesamt- und der Subskalenwerte des MMST ermittelt. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer lag in allen drei Gruppen bei knapp über 80 Jahren. Sowohl die VaD- als auch die DAT-Patienten hatten bereits im Eingangs-MMST ein schlechteres Ergebnis als die später gesund Gebliebenen. Dies betraf sowohl den Summenwert (26,1 bzw. 26,2 vs. 27,7 Punkte) als auch die Subskalen für die zeitliche und örtliche Orientierung und das Item "Erinnerungsfähigkeit". Zwischen VaD und DAT ergaben sich praktisch keine Unterschiede. Während der folgenden drei Jahre zeigten die Demenzpatienten beider Gruppen einen starken und signifikanten Rückgang der MMST-Werte: Der Gesamtwert sank bei den VaD-Patienten mit -7,3 Punkten am stärksten, aber ohne signifikanten Unterschied zur DAT-Gruppe (-6,1). Die nicht-dementen Kontrollen verschlechterten sich angesichts des hohen Alters nur sehr geringfügig (-0,84). Dieses Verhältnis spiegelte sich auch in den allermeisten MMST-Subskalen wider. Die Regressionsanalyse ergab, dass die Erkrankungswahrscheinlichkeit nach dem initialen MMST-Summenwert bei einer Odds ratio von 4,49 (VaD) bzw. 3,61 (DAT) lag. Ferner kam allen Subskalen-Ergebnissen, in denen sich schon vor Krankheitsausbruch Defizite gezeigt hatten, tatsächlich ein prädiktiver Wert für die Demenzinzidenz nach drei Jahren zu. Der beste Prädiktor - sowohl für eine VaD als auch eine DAT - war eine initial schlechte Leistung im Einzelitem "Erinnerungsfähigkeit". Es ließen sich keine nennenswerten Unterschiede zwischen DAT und VaD feststellen. Dies könnten evtl. detailliertere neuropsychologische Untersuchungen, z.B. der exekutiven Funktionen leisten.

Quelle: Jones, S: A Preclinical phase in vascular dementia: cognitive impairment three years before diagnosis, Zeitschrift: DEMENTIA AND GERIATRIC COGNITIVE DISORDERS, Ausgabe 18 (2004), Seiten: 233-239

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