Nach Schlaganfall und Hirnverletzungen

Neuro-Depesche 4/2021

Prägen Apathie und Depression die Alltagsaktivitäten?

Patienten mit einem Schlaganfall und Hirnverletzungen sind oft in der Ausübung der Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) beeinträchtigt. Ob und inwieweit die psychischen Faktoren Apathie und Depression dazu beitragen, wurde jetzt von Australier(inne)n metaanalytisch untersucht. Dabei wurden Schlaganfall und Schädelhirntrauma zusammen als erworbene Hirnschädigungen (Acquired brain injury, ABI) ausgewertet.
Die aktuelle Literatur zum Einfluss psychischer Symptome auf die ADL basiert auf relativ kleinen Stichprobengrößen und zeigt inkonsistente Ergebnisse. Darüber hinaus wurden die Einzeleffekte von Apathie und Depression sowie deren kombinierten Auswirkungen noch nicht als Prädiktoren der ADL untersucht. Da dies nicht zuletzt für die Planung und Durchführung einer Rehabilitation wichtig ist, wurden die Zusammenhänge zwischen Apathie, Depression und ADL nun anhand von Studien mit ABI-Patienten mittels Metaanalyse und metaanalytischer Pfadanalyse eingeschätzt.
 
Direkte und indirekte Effekte
Basierend auf verschiedenen Metaanalysen (n = 1.166 bis n = 1.389) ergaben sich jeweils signifikante bivariate Effekte für Depression und Apathie (r = 0,53, 95 %-KI: 0,42 - 0,63), für Depression und ADL (r = -0,27, 95 %-KI: -0,43 bis -0,11) und für Apathie und ADL (r = -0,41, 95 %-KI: -0,51 bis -0,31) (je p < 0,001).
Dabei zeigte ein metaanalytisches Mediationsmodell, dass eine Depression einen signifikanten indirekten Effekt auf die ADL hatte (β = -0,17, 95 %-KI: -0,26 bis -0,09), während Apathie einen signifikanten direkten Effekt auf die ADL entfaltete (β = -0,34, 95 %-KI: -0,48 bis -0,19). Insgesamt erklärte das Modell 15,6 % der Varianz in den ADL (Modell R2 = 0,156). In einem anderen Modell betrug die Varianz der indirekten Depressionswirkung auf die Apathie 6,3 % (R2 = 0,063) und der Apathie auf die ADL 9,1 % (R2 = 0,091). HL
Fazit
Apathie und Depression können die Verrichtung der ADL bei Menschen mit Schlaganfall oder SHT deutlich nachteilig beeinflussen. Da die Effekte von Depressionen auf die ADL offenbar hauptsächlich durch ihren Einfluss auf die Apathie vermittelt werden, so die Autoren, sollte der Fokus während einer Rehabiliation eher auf der Besserung der Apathie der Patienten liegen.
Quelle: Green SL et al.: Apathy and depression as predictors of activities of daily living following stroke and traumatic brain injuries in adults: A meta-analysis. Neuropsychol Rev 2021 [Epub 23. März; doi: 10.1007/s11065-021-09501-8]
ICD-Codes: I64

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