Prävalenz und Inzidenz der Erkrankung wurden anhand des norwegischen MS-Registers und einer Biobank von 1950 bis 2018 errechnet. In dem aggregierten Datensatz waren alle MS-Patienten enthalten, die in Møre und Romsdal lebten bzw. dort eine MS-Diagnose erhielten.
Die Prävalenz der MS betrug in der Provinz am 1. Januar 2018 geschätzte 335,8 (95 %-KI: 314,1 – 358,5) pro 100.000 Einwohner (zum Vergleich Deutschland: ca. 253/100.000 Einwohner). Das Verhältnis von Frauen zu Männern lag bei 2,3 zu 1.
In der durchschnittlichen jährlichen Inzidenz wurde von 1950 bis 2017 ein beträchtlicher (und signifikanter: p < 0,001) Anstieg verzeichnet: von 2,1 (95 %-KI: 1,3 – 3,3) auf 14,4 (95 %-KI: 11,9 – 17,3) pro 100.000 Einwohner. Dabei wurde die größte Zunahme zwischen den beiden Zeiträumen 1995 – 1999 und 2000 – 2004 verzeichnet (von 7,5 auf 12,5/100.000). Dies lässt sich vermutlich vor allem auf die Einführung der McDonald-Kriterien im Jahr 2001 zurückführen, die die Anforderungen an eine MS-Diagnose herabgesetzt haben.
Interessanterweise stieg die Inzidenz bei den Frauen im Zeitraum von 2005 bis 2017 von 17,1 (95 %-KI: 14,0 – 20,7) auf 23,2 pro 100.000 (95 %-KI, 18,7 – 28,5) erheblich an, während sie bei den Männern der Provinz von 10,3 (95 %-KI: 7,9 - 13,2) auf 5,9 (95 %-KI, 3,4 – 8,8) pro 100.000, also um fast die Hälfte, zurückging. Die Gründe dafür sind unbekannt. Die Autoren spekulieren, dass die Unterschiede der geschlechtsspezifischen Inzidenzraten auf einer Hypovitaminose D, auf einem veränderten Rauchverhalten oder auf einer unterschiedlichen Adipositas- Rate beruhen könnten. HL