Biomarker im Blut

Neuro-Depesche 4/2019

Prädiziert t-TAU die spätere Alzheimer- Demenz?

Zertifizierte Fortbildung

In einer aktuellen Auswertung der prospektiven US-amerikanischen Framingham Heart Study (FHS; 2004 - 2011) wurde der prädiktive Nutzen der Plasma-Gesamtkonzentration von TAU-Protein für Demenzen untersucht – mit beeindruckenden Ergebnissen.

Aus den Plasmaproben der FHS wurden die Gesamt-Plasmawerte für TAU (t-TAU) bestimmt. Unter den 1.453 initial nicht dementen Über-65-Jährigen (54,5 % Frauen) traten über median sechs Jahre 134 Demenzen auf, mit 105 Fällen mehrheitlich eine Alzheimer-Demenz (ADD).
Nach Bereinigung um Alter und Geschlecht stieg das Risiko für jedwede Demenz bzw. eine ADD bei jeder Erhöhung von t-TAU um eine Standardabweichung (SD) um 29 % (Hazard Ratio: 1,29; 95 %-KI: 1,07 - 1,55; p = 0,007) bzw. 35 % (HR: 1,35; 95 %-KI: 1,10 - 1,67; p = 0,004). Die kumulative Inzidenz zeigt die Abbildung. Personen mit Werten oberhalb des Medians (4,09 pg/ml TAU) hatten in einem alters- und geschlechtsbasierten Modell ein um 62 % bzw. 76 % höheres Risiko für eine Demenz/ADD (HR: 1,62 bzw. 1,76). Höhere t-TAU-Werte korrelierten auch signifikant mit schlechteren kognitiven Leistungen in allen Testdomänen (je p < 0,05), geringeren Hippokampus-Volumina (b: 0,002; p = 0,003) und neurofibrillären Tangles (b: 0,95; p = 0,04) sowie Mikroinfarkten (Odds Ratio: 3,04).
Die Zusammenhänge wurden in der französischen Memento- Studie anhand der t-TAU-Werte im Plasma und/oder Liquor (2011 - 2016) von 367 Personen (59,1 % Frauen) mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) oder lediglich subjektiven kognitiven Beschwerden (SCI) überprüft. Hier traten über median vier Jahre 76 Demenzen, darunter 55 ADD auf. DEMENZIELLE SYNDROME Jede Standardabweichung an Plasma-t-TAU mehr erhöhte das Risiko für jedwede Demenz nicht-signifikant um 14 % und für eine ADD signifikant um 54 % (p = 0,03). Plasma- und Liquorwerte an Gesamt-TAU korrelierten zwar nur tendenziell miteinander (p = 0,07), waren aber dennoch praktisch gleich prädiktiv. JL
 

 

Kommentar

Die Ergebnisse der FHS-Auswertung zeigen, dass die Plasmawerte an Gesamt-TAU die Vorhersage einer zukünftigen AD-Demenz verbessern können. Damit ließe sich u. a. ein kostengünstiges und minimal-invasives Screening als Biomarker für die Risikostratifizierung in Demenzpräventions- Studien realisieren.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Pase MP et al.: Assessment of plasma total tau level as a predictive biomarker for dementia and related endophenotypes. JAMA Neurol 2019 [Epub 4. März; doi: 10.1001/jamaneurol.2018.4666]

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x