Noch vor jeder Demenz

Neuro-Depesche 1-2/2019

Posteriore Aß-Akkumulation stört das Gedächtnis

Die ß-Amyloid (Aß)-Kaskade gilt als pathologisches Schlüsselmodell des Alzheimer-Kontinuums. Jetzt wurde bei initial Aß-negativen Erwachsenen ohne Demenz über vier Jahre geprüft, ob sich globale oder regionale Ab-Veränderungen auf die Kognition auswirken.

126 kognitiv unauffällige Teilnehmer der Dallas Lifespan Brain Study (30 - 89 Jahre alt; (MMST: ≥ 26) waren anfänglich Amyloid-negativ. Zu Studienbeginn und nach vier Jahren absolvierten alle eine kognitive Testung mit einer neuropsychologischen Batterie mit Fokus auf Gedächtnisleistungen. Alle unterzogen sich außerdem einer 18F-Florbetapir-PET zur Darstellung der Aß-Last anhand der Standardized uptake value ratio (SUVR) des Tracers in acht Regions of Interest (ROI).
14 der 126 Personen (11,1 %) waren über die vier Jahre nach einem SUVR-Grenzwert Aß-positiv geworden, doch keiner hatte eine kognitive Beeinträchtigung oder gar eine Demenz entwickelt. Die Aß-positiv Gewordenen waren lediglich signifikant älter (p = 0,006) und wiesen zu Baseline eine größere globale SUVR auf (p < 0,001), unterschieden sich ansonsten aber nicht signifikant von den Nicht-Konvertierten.
Kontrolliert auf Baseline-SUVR und -Gedächtnisleistung, Alter, Geschlecht, Bildung und APOE-Status ließen sich signifikante Beziehungen zwischen Verschlechterungen des episodischen Gedächtnisses und der regionalen SUVR feststellen, vor allem in Gedächtnis-relevanten Kortexarealen wie posteriores Cingulum, Precuneus und lateraler Parietalkortex. Interessanterweise blieben die Zusammenhänge sogar nach Kontrolle auf Faktoren wie Atrophie von Hippokampus, diverse „Alzheimer-typische“ Areale und Gesamtkortex signifikant.
Die Korrelationen ließen sich auch bei den 48 Patienten mittleren Alters (30 bis 59 Jahre) nachweisen. Andere kognitive Funktionen wie Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit waren nicht mit regionalen SUVR-Anstiegen assoziiert. JL
Kommentar

Da die Aß-Veränderungen auch bei den jüngeren Teilnehmern vorhanden waren, gestattet die Florbetapir-PET einen Blick in die frühen Stadien der Alzheimer-Progression. Da sich die Amyloid-Ablagerungen schon im mittleren Lebensalter ausbilden, betonen die Autoren, wie wichtig es für zukünftige Interventionen ist, ein kritisches Zeitfenster zu identifizieren, bevor sich eine massive Neurodegeneration und kognitive Störungen ausbilden.

Quelle:

Farrell ME et al.: Regional amyloid accumulation and cognitive decline in initially amyloid-negative adults. Neurology 2018; 91(19): e1809-e1821 [Epub 10. Okt.; doi: 10.1212/WNL.0000000000006469]

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