Beobachtungsstudie bei Parkinson-Patienten

Neuro-Depesche 9/2018

Polyneuropathie mehr als doppelt so häufig?

Bis jetzt gibt es noch keinen eindeutigen Nachweis, ob ein Morbus Parkinson das Risiko für eine Polyneuropathie (PNP) erhöht. Eine bevölkerungsbasierte Beobachtungsstudie zeigt nun, dass die PNP-Prävalenz bei neu diagnostizierten und folglich therapienaiven Parkinson-Patienten erheblich höher sein könnte als in der Allgemeinbevölkerung.

Parkinson-Patienten weisen eine gegenüber der Allgemeinbevölkerung erhöhte PNP-Prävalenz auf. Eine Ursache könnte der durch die L-Dopa-Einnahme bedingte Vitamin-B12-Mangel sein. In der Beobachtungsstudie (britische General Practice Research Datenbank, GPRD) sollte nun geklärt werden, ob auch bei frisch diagnostizierten Patienten ohne L-Dopa-Exposition eine erhöhte PNP-Prävalenz vorliegt.
Die Daten von 5098 Parkinson-Patienten (62% Männer) und 19 897 gesunden Kontrollpersonen (61,6% Männer) wurden ausgewertet. Bei 15 Parkinson-Patienten (0,29%) und 24 Kontrollen (0,12%) wurde eine PNP diagnostiziert. Damit war die PNP-Wahrscheinlichkeit bei den Patienten um knapp das Zweieinhalbfache höher (Odds Ratio [OR]: 2,41; 95%-KI: 1,17–4,81). Geschlecht oder Alter schienen diesen Befund nicht maßgeblich zu beeinflussen: Die OR lag bei 2,79 (Männer) bzw. 1,78 (Frauen) und war in den verschiedenen Alterstrata relativ vergleichbar: 60–69 Jahre: 2,40, 70–79 Jahre: 2,67 und ≥ 80 Jahre: 1,81.
Die Studie weist Beschränkungen auf. So war die PNP-Prävalenz sehr niedrig. Die Autoren vermuten, dass ein aktives PNP-Screening zu einer deutlich höheren Prävalenz geführt hätte. Allerdings erklärt dies nicht die höhere OR bei den Patienten. Ferner kann nicht ausgeschlossen werden, dass Patienten bereits vor der Parkinson-Diagnose an einer PNP erkrankt waren. Die Autoren fordern weitere Studien zum besseren Verständnis des Zusammenhangs von PNP und Mobus Parkinson. GS
Kommentar

In einer Longitudinal-Studie bei unbehandelten Parkinson-Patienten lag der konfokalen Cornea-Mikroskopie zufolge häufiger eine Small fiber-Neuropathie der Hornhautnerven vor. Wie die Autoren betonen, könnten Longitudinalstudien mit dieser – vor und nach der Gabe von Parkinson-Medikamenten angewendeten – Technik dabei helfen, den Einfluss der Parkinson-Therapien auf die Entwicklung einer PNP aufzuklären.

Quelle:

Conradt C et al.: Increased prevalence of polyneuropathy in Parkinson’s Disease patients: an observational study. J Park Dis 2018; 8: 141-4

ICD-Codes: G20

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