Das Spektrum der bei Narkolepsie eingesetzten Medikamente stellte Anna Heidbreder, Münster, dar. Es umfasst hauptsächlich Stimulanzien wie Modafinil und („Second line“) Methylphenidat. Natriumoxybat ist als Antikataplektikum nur bei NT1 zugelassen. Pitolisant ist dagegen für NT1 und NT2 zugelassen. Krankheitsmodifizierende Therapien der Narkolepsie sind erst in der Zukunft zu erwarten.
Für die Stabilisierung von Wachheit und Weckreaktionen spielen 70.000 - 100.000 Histamin-freisetzende Neurone, lokalisiert im tuberomammillären Nucleus (TMN) im Hypothalamus, eine wichtige Rolle, erläuterte PD Ulf Kallweit, Witten/Herdecke, zum Wirkansatz von Pitolisant. Der Histamin- H3-Rezeptor-Antagonist/inverse Agonist des Histamin-H3-Rezeptors erhöht die Histamin-Freisetzung im Gehirn. Daneben fördert Pitolisant aber auch die Ausschüttung anderer, für Wachheit und Aufmerksamkeit relevante Transmitter wie Acetylcholin, Dopamin und Noradrenalin.
Die maximale Plasmakonzentration von Pitolisant wird etwa 3 h nach Einnahme und ein Fließgleichgewicht nach fünf bis sechs Tagen erreicht. Bei einer Halbwertszeit von 10 - 12 h erfolgt die Einnahme als Tablette einmalig während des Frühstücks und wirkt über den gesamten Tag. Den Studiendaten zufolge weist Pitolisant (4,5 - 36 mg/d) bei gleicher Wirksamkeit auf die Tagesschläfrigkeit wie Modafinil eine deutlich bessere Verträglichkeit auf, wie die Studie HARMONY I belegt. Es treten (anders als unter Modafinil) keine kardialen Nebenwirkungen auf, und die Substanz besitzt auch kein Abhängigkeitspotenzial. Pitolisant ist vor allem das einzige Narkolepsie- Medikament, das in den klinischen Studien beide Kernsymptome besserte: Es verringerte die exzessive Tagesschläfrigkeit (in der HARMONY I-Studie) nachweislich und darüber hinaus auch die Kataplexien (in der HARMONY CTP-Studie). Außerdem ist Pitolisant in der Behandlung schwerwiegender Fälle von Narkolepsie ein sehr guter Kombinationspartner für andere Medikamente, wie u. a. die Daten der HARMONY III-Studie zeigen. JL