SSRI bei Major Depression

Neuro-Depesche 3/2010

Pharmakotherapie versus Nicht-Behandlung

In vergangenen Studien hatte vor allem die Therapie depressiver Schwangerer mit dem SSRI Paroxetin (und teils auch Fluoxetin) negative Effekte auf den klinischen Zustand der Neugeborenen. Im Rahmen von „Women’s Behavioral HealthCARE“ wurde in einer prospektiven Beobachtungsstudie nun das Fehlbildungsrisiko der Kinder SSRI-behandelter und nicht-behandelter depressiver Frauen untersucht.

Die 238 Teilnehmerinnen zwischen 15 und 44 Jahren wurden exklusiv drei Gruppen zugeteilt. 71 depressive Schwangere hatten – mehrheitlich als Erhaltungstherapie – verschiedene SSRI wie Sertralin, Fluoxetin, Citaliopram etc. erhalten (davon 48 kontinuierlich und 23 über bestimmte Zeiträume). 36 Frauen mit einer durchgängigen (n = 14) oder über bestimmte Zeiträume anhaltenden (n = 22) Major Depression waren nicht mit SSRI behandelt worden. 131 Schwangere waren weder depressiv gewesen, noch hatten sie SSRI erhalten. Im Einzelnen geprüft wurden kleinere/leichtere körperliche Fehlbildungen, die Gewichtszunahme der Schwangeren (20., 30. und 36. Schwangerschaftswoche, SSW), das Geburtsgewicht, die Rate an Frühgeburten und die postnatale Adaptation der Kinder.

Es traten keine großen Fehlbildungen auf, 15% der Kinder wiesen ≥ 3 leichtere Ano­malien auf. Weder SSRI noch die unbehandelte Major Depression erhöhten das Fehlbildungsrisiko. Auch eine verringerte mütterliche Gewichtszunahme in der Schwangerschaft und das Geburtsgewicht der Kinder, vaginale Geburt oder Kaiserschnitt unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht. Allerdings wiesen die Kinder sowohl der Mütter mit dauerhafter SSRI-Medikation als auch jener mit unbehandelter anhaltender Depression mit jeweils > 20% eine höhere Rate an Frühgeburten auf als die der Mütter der übrigen Gruppen (4–9%).

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Fazit
?! Der Studielage nach besteht unter SSRI-Therapie kein relevantes Missbildungsrisiko. Dass jetzt sowohl die kontinuierlich SSRI-behandelte als auch die nicht behandelte anhaltende Depression mit Früheboreneraten von über 20% einhergingen, lässt sich mit verschiedenen Modellen theoretisch erklären, die Ursachen bleiben aber letztlich spekulativ. Bei der Frage, ob depressive Schwangere mit diesen Antidepressiva behandelt werden sollen, muss die Alternative betrachtet werden: Neben den direkten Effekten auf die Schwangere Die Langzeitfolgen der unbehandelten mütterlichen Depression auf die Kinder umfassen u. a. Schlafstörungen, Defizite der emotionalen bzw. sozialen Reifung und ein erhöhtes Risiko für spätere psychiatrische Erkrankungen.

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